Antides

Vor zehn Jahren ist Antides als „eine Seite wider die Des-Information“ erstmals an den Start gegangen.


Damals veranstaltete ich auf dieser Seite eine zeitlang monatlich eine Umfrage und ermittelte daraus den Volkszorn-Index. So sah das im Oktober 2008, vor genau zehn Jahren aus:

Oktober 2008: 142,9 (+1,0)

Nach dem Start bei 139,2 im Juli 2008 ist der EWK-Volkszornindex im Oktober im dritten Monat in Folge gestiegen. Diesmal um einen vollen Punkt auf den bisherigen Spitzenwert von 142,9.


Vielleicht erinnert sich noch jemand daran, ich will das hier nicht weiter vertiefen.

Heute finde ich es spannend, dass Frau Bundeskanzler Merkel höchstpersönlich ebenfalls den Kampf wider die Desinformation aufgenommen hat.

Allerdings ist es bei der Erwähnung dieses Engagements der Frau Bundeskanzler unumgänglich, die Bedeutung des Begriffs „Desinformation“ von allen Seiten aus zu beleuchten. Nützlich ist dabei die hier eingefügte Abbildung:

 

Das geübte Auge erkennt, dass vor einem hellblauen Hintergrund Angela Merkel sowohl zu sehen, als auch nicht zu sehen ist.

Würde ich dazu die Bildunterschrift „Angela Merkel am Mikrofon“ wählen, würde ich mich zweifellos der Desinformation schuldig machen, würde ich das Bild jedoch mit der Unterschrift „Das ist garantiert nicht Angela Merkel“ versehen, wäre es ebenfalls Desinformation.

Eine minimale Manipulation der originalen Information reicht aus, um Information zur Desinformation werden zu lassen.

Der Irrtum der allermeisten Medienkonsumenten besteht nun darin, die erstbeste Information für die originale Information zu halten.

Wenn also der Regierungssprecher S. die erstbeste Information in die Welt setzt, die da lautet: „Es haben Hetzjagden stattgefunden“, dann hat damit eben auch die Festlegung der  „originalen Information“ stattgefunden, und alles, was geeignet ist, die Gültigkeit und den Wahrheitsgehalt dieser Information zu beschädigen, kann folglich nur Desinformation sein.

Wie „des“ eine solche abweichende Information sein kann, hat Herr Maaßen erfahren müssen, der des-wegen „des“ Amtes enthoben werden muss.

Wer nach der Verkündung einer Original-Information damit beginnt, nach einer früheren, ursprünglicheren, originaleren Fassung der Information zu suchen, ist daher zunächst einmal immer und grundsätzlich ein Verschwörungstheoretiker. Als selbst dabeigewesener Augen- und Ohrenzeuge bräuchte er „die Wahrheit“ schließlich nicht zu suchen. Dass er danach sucht, beweist, dass er sie nicht kennt, und wer die bekannte Wahrheit durch die Suche nach einer unbekannten Wahrheit in Zweifel zieht, begeht schon alleine damit Desinformation.

In diesem Zusammenhang sollte übrigens dringend darüber nachgedacht werden, ob die Institution des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses, die ja im Grunde nur der Desinformation dienen kann, mit dem Grundgesetz überhaupt in Übereinstimmung gebracht werden kann.

Doch neben jenen Fällen, in denen Desinformation die Wahrheit verfälscht, gibt es auch noch jene – wichtigen und ernsten – Fälle, in denen Desinformation zum ungünstigsten Zeitpunkt die Wahrheit ans Licht bringt und damit ganze güldene Zunkunftsvisionen zu zerstören vermag.

Wir wissen aus berufenem Munde, von Schäuble und Juncker zum Beispiel, aber auch von vielen anderen Politikern, dass Politiker immer wieder lügen müssen. Manchmal müssen sie Parteifreunde belügen, manchmal müssen sie den Koalitionspartner belügen, manchmal die Regierung des Nachbarlandes, fast immer aber die eigene Bevölkerung, die sie in Kenntnis der Wahrheit sonst womöglich nicht wieder wählen würde.

Diese Art der notwendigen, zweckdienlichen, konstruktiven, politisch-strategischen Lüge, die Wege erschließt, Türen öffnet und Taschen füllt, ist – weil es außer dieser Lüge keine zugängliche  Information gibt, bzw. geben darf – a priori die originale Information, der immer nur „Desinformation“ entgegengehalten werden kann, selbst dann, wenn es sich bei dieser Desinformation um die Wahrheit handeln sollte.

Wenn nun im Vorfeld der Wahlen zum EU-Parlament auf Antrag Angela Merkels versuchsweise Parteien finanziell bestraft werden sollen, die mit Desinformation in den Wahlkampf eingreifen, dann haben jene Parteien, die seit Jahrzehnten zu allen möglichen politischen Themen ihre Original-Informationen in die Welt gesetzt haben, einen klaren Vorteil gegenüber jenen, die erst relativ neu am demokratischen Wettstreit teilnehmen.

Für die existiert doch gar kein Spielraum mehr!

Alles ist gut, wie es ist. Das ist längst beschlossen. Wer dies auch nur anzweifelt, betreibt schon Desinformation.

 

 

Ich werde allmählich alt, und ich weiß es nicht mehr so genau zu sagen, doch mir deucht, es habe einmal eine Zeit gegeben, in der es zwar auch schon sinnvoll war, vor Inbetriebnahme des Mundwerks das Gehirn einzuschalten, aber eben nur, um die eigene Meinung vernünftig zu begründen, nicht um sich zu fragen, ob es denn überhaupt noch erlaubt sei, sie zu äußern.

Falls Sie zu jung sind, um das glauben zu können, halten Sie es einfach für Desinformation und verpetzen Sie mich bei Frau Kahane oder einem anderen Ex-Stasi-Spitzel.