Habecks Rezession und das Geld

PaD 37 /2024 – Hier auch als PDF verfügbar: Pad 37 2024 Habecks Rezession und das Geld

Rezession bedeutet in Bezug auf eine Volkswirtschaft, dass sie nicht mehr wächst, sondern stattdessen schrumpft.

Binssenweisheit, zugegeben.

Aber was bedeutet das?

Oder, besser: Was soll da so schlimm dran sein?

Ist es nicht gut, dass der ressourcenvernichtende Wachstumswahn endlich einmal zum Stillstand kommt?

Ohne auf alle schwärmerischen Vorstellungen einzugehen, die sich mit „kürzere Arbeitszeiten“ und „weniger sinnloser Konsum“ schnell überall da einstellen, wo linke Sozialutopisten den Ton angeben, will ich mit der Tür ins Haus fallen und verkünden: Rezession wird, gelingt es nicht das Wachstum wieder anzukurbeln, zwangsläufig zur Deflation, und wer sich darunter nichts vorstellen kann, der möge jetzt die Ohren spitzen.

Damit der Bäcker seine Brötchen und der Maschinenbauer seine Maschinen verkaufen kann, braucht es Kunden, die das nötige Geld aufbringen, um Brötchen und Maschinen bezahlen zu können. Im Idealfall, den es nicht geben kann, wäre es so, dass die Einnahmen der Bäcker und der Maschinenbauer gleich wieder ausgegeben werden, um zum Beispie Mehl und Stahl einzukaufen, um Löhne und die Energierechnung und die Steuern zu bezahlen, so dass das Geld in einem großen Reigen ständig umläuft und ganz automatisch auch in der nächsten Woche wieder überall da das Geld angekommen ist, wo es gebraucht wird, um Brötchen und Maschinen bezahlen zu können.

Wenn nun aber Rezession herrscht, wenn also an vielen Stellen in der Wirtschaft weniger eingenommen wird, weil die Kunden einfach keine Lust mehr haben, Brötchen und Maschinen zu kaufen, dann ist das auch am Geldumlauf festzustellen. Es kommt bei den Unternehmen weniger rein in die Kasse, was direkt zur Folge hat, dass sie auch weniger ausgeben können. Die Bäcker kaufen weniger Mehl, die Maschinenbauer weniger Stahl, beide brauchen weniger Energie, machen weniger Gewinn und zahlen weniger Lohn und weniger Steuern.

Es heißt, das Geld sei noch da. Es habe nur ein anderer.

Das stimmt leider nur zum Teil.

Es stimmt genau zu dem Teil, der jenes Geld betrifft, das bei Empfängern ankommt, die es nicht wieder ausgeben, sondern auf die hohe Kante legen. Wer regelmäßig weit mehr einnimmt als er ausgeben kann – und solche Menschen gibt es – der lässt sein Vermögen einfach wachsen. Er wüsste ja auch gar nicht, was er mit noch mehr Brötchen und noch mehr Maschinen anfangen soll. Das auf diese Weise gehortete Geld ist zwar noch da, aber es ist in den Kreisläufen der Realwirtschaft nicht mehr verfügbar. Weil das Geld nicht verfügbar ist, kann es von niemandem zum Bezahlen verwendet werden, was sich in sinkenden Umsätzen der Wirtschaft niederschlägt, worauf wiederum in den Wirtschaftsnachrichten von Rezession gesprochen wird.

Allerdings: Diese Leute, die mehr einnehmen als  sie ausgeben können, die hat es immer gegeben, und trotzdem kam immer noch ein Wachstum zustande. Wo kam denn da das Geld her, das die Wirschaft am Laufen gehalten hat?

Da hatte Deutschland ein Patentrezept: Export!
Es wird einfach so viel so gut und so preiswert produziert, dass man es im Ausland verkaufen kann. Da kommt leicht so viel Geld aus dem Ausland in den Markt, dass der Geldumlauf trotz Hortung nicht beeinträchtigt wird. Jedenfalls so lange, wie man selbst günstig im Ausland einkaufen kann und weniger importiert als man exportiert. Doch im Bereich des Außenhandels hat es eine deutliche Transformation gegeben. Vor allem unsere Importe sind teurer geworden. Viel teurer. Und die Umsätze mit dem Ausland schrumpfen in einigen Branchen, in anderen stagnieren sie. Der Exportüberschuss als Retter der Geldmenge im Binnenmarkt schwächelt.

Das wäre immer noch nicht so fürchterlich schlimm, gäbe es neben der Hortung nicht noch eine andere, noch dramatischere Senke in der das Geld auf Nimmerwiedersehen verschwindet, nämlich die Tilgung.

Sie kennen das. Man nimmt einen Kredit, kauft sich ein Auto, und zahlt nach und nach einige Jahre lang die Raten an die Bank.

Was mit der Tilgung an die Bank geht, ist aber ebenso aus dem Geldkreislauf verschwunden, wie jenes Geld, das Onkel Dagobert in seinen Geldspeicher gefüllt hat. Dazu muss man sich gar nicht mit der Geldschöpfung aus dem Nichts beschäftigen. Wenn das Geld wieder bei der Bank ist, dann bleibt es dort, bis die Bank wieder einen Kredit gibt. Erst dann kommt es wieder in Umlauf.

Das ist eigentlich kein Problem, so lange die Banken Kreditnehmer finden, die von den Banken als kreditwürdig eingeschätzt werden. Unter den Bedingungen einer Rezession ist da aber nicht so einfach. Wer weiß denn schon, welches Unternehmen morgen ganz überraschend den Gang zum Insolvenzgericht antreten wird? Wer weiß denn schon, wer morgen noch sagen kann, er habe einen sicheren, gutbezahlten Job? Welches Unternehmen weiß denn noch, ob es sich lohnen wird, eine neue Maschine anzuschaffen, wenn die Umsätze bereits rückläufig sind?

Fassen wir kurz zusammen:

  • Die Politik hat es geschafft, das Wirtschaftswachstum im Lande zum Erliegen zu bringen und einen Schrumpfungsprozess einzuleiten.
  • Dennoch werden die Reichen weiterhin reicher und vergrößern den Hort, in dem das Geld ruht, das von der Realwirtschaft benötigt wird.
  • Der Exportüberschuss schrumpft, weil immer mehr Geld für die Importe ausgegeben werden muss, nicht zuletzt auch für die Energie, ohne die eine Industrienation nicht existieren kann.
  • Die bestehenden Kredite müssen weiter getilgt werden, was  ebenfalls Geld aus dem Verkehr zieht.
  • Neue Kredite werden nur in geringerem Umfang nachgefragt, bzw. bewilligt, weil das konjunkurelle Umfeld eher pessimistisch stimmt.

Theoretisch könnten die Bäcker immer noch so viele Brötchen backen, dass alle satt werden, und die Maschinenbauer könnten immer noch so viele Maschinen bauen, wie die Industrie bräuchte, wenn keine Rezession wäre, aber es fehlt das Geld, um Brötchen und Maschinen kaufen zu können.

Geldmangel ist eine andere Bezeichnung für Deflation.

Deflation bedeutet, die Wirtschaft muss versuchen, trotz der schrumpfenden Liquidität noch über die Runden zu kommen. Wie geht das?

Man kann die Preise senken, so lange, bis das Geld wieder reicht.

Im Grunde gar kein Problem. Der Geldwert ist elastisch wie ein Gummiband. Man kann sich auf jeden Preis einigen, wenn das gesamte Lohn- und Preisgefüge dabei mitgenommen wird. Das Problem ist nur, das Geld nicht nur Kaufkraft, sondern auch einen Nominalwert hat. Achtung!

  • Das Brötchen kostet nicht mehr 50 Cent, sondern nur noch 25 Cent,
  • der Stundenlohn liegt nicht mehr bei 20 Euro, sondern nur noch bei 10 Euro.
  • Aber die Bank muss – will sie nicht in die Pleite rutschen – für den Kredit weiterhin monatlich 100 Euro Tilgung fordern – also den Gegenwert von 400 Brötchen und 10 Stunden Arbeit, statt 200 Brötchen und 5 Stunden Arbeit wie vorher. Aber dieses Geld ist von niemandem mehr aufzubringen. Auch wenn alle Ersparnisse aufgelöst werden.

Das ist der Augenblick, an dem alles zusammenbricht, wie 1928.

Robert Habeck, in der Bundesregierung zuständig für Wirtschafts- und Weltklima, stellte dieser Tage seine gänzlich andere Argumentation vor:

„Die hohe Inflation ist das Biest, das die Menschen ärmer gemacht hat.“

Wenn das, was Habeck Inflation nennt, Inflation gewesen wäre, also eine – im Vergleich zum Angebot käuflicher Güter, Waren und Dienstleistungen – zu große Geldmenge, die zu einer Entwertung des Geldes und steigenden Preisen führt, dann ginge es uns ja immer noch vergleichsweise gut.

Das, was Robert Habeck fälschlich Inflation nennt, war und ist aber „Teuerung“. Nicht eine schnell aufgeblähte Geldmenge hat den Wert des Geldes beschädigt, sondern die Knappheit des Angebots hat dazu geführt, dass für das zu geringe Angebot (Öl und Gas und mehr) schlicht mehr Geld bezahlt werden musste.

Dieses Geld ist zu großen Teilen außer Landes gelangt, weil es für die Bezahlung von sehr teuer gewordenen Importen verwendet werden musste, und steht im Binnenmarkt der Realwirtschaft nicht mehr zur Verfügung. 

Weshalb musste der Bund sich denn verschulden, um einen Doppel-Wumms zu finanzieren. Doch nicht weil die Republik im Inflationsgeld geschwommen ist, sondern weil das Geld nicht reichte, um die gestiegenen Energiekosten zu bezahlen. Warum rütteln denn Grüne und Linke gewalttätig an der Schuldenbremse? Weil Inflation herrscht? Lächerlich! Gegen Inflation hilft die Eindämmung der Verschuldung. Die EZB hat dieses Rezept gegen die Teuerung versucht und damit die Geldknappheit verschärft, was die Konjunktur zusätzlich beeinträchtigt hat.

Die Kredite haben nicht die Inflation ausgelöst. Die Kredite folgten auf die knappheitsbedingte Teuerung als der Versuch, damit das Ungleichgewicht des Marktes zu beseitigen, den Geldmangel zu lindern und die Stimmung im Wahlvolk gerade noch so auf der Kippe zu halten.

Natürlich ist das Geld inzwischen wieder weg. Der Bundeshaushalt, um etliche Milliarden neben der Kante in die Luft genäht, zeugt davon ebenso, wie die Probleme der Kassen der Kranken- und Pflegeversicherung. Sinkende Teuerung (nicht Inflation) bedeutet immer noch Geldentwertung. Konnte man für 100 Euro vor fünf Jahren noch einen Einkaufswagen zu 100 % mit Waren füllen, so gelingt das mit den gleichen 100 Euro nur noch zu 84 Prozent, vorausgesetzt, man kauft das, was im Warenkorb der Statistiker zu finden ist. Am Füllgrad des Einkaufswagens kann man folglich die Knappheit des Angebots ablesen.

Fakt ist: Man müsste netto 19 Prozent mehr verdienen, um sich das Gleiche leisten zu können wie vor fünf Jahren. Das dies weithin nicht gelungen ist, zeigt die offizielle Statistik mit dem so genannen Reallohnindex.

Nun hat der Minister für Klima und Wirtschaft einen neuen Plan. Die Netzentgelte sollen gesenkt werden. Da bleibt den Leuten und der Wirtschaft nach der Bezahlung der Stromrechnung mehr Geld zum Ausgeben übrig. Das Dumme an der Sache ist, die Kosten des Netzbetriebs, die über die Netzentgelte bezahlt werden, sinken dadurch um keinen einzigen Cent. Im Gegenteil: Mit jedem neuen Windrad und jedem neuen Balkonkraftwerk steigen sie weiter. Die Netzbetreiber werden ihre Rechnung schreiben. Der Steuerzahler wird sie eines Tages bezahlen müssen. Bis dahin macht der Bund halt noch mehr Schulden. Das ist Voodoo-Ökonomie.

Der Minister für Klima und Wirtschaft ist übrigens auch der Überzeugung:

„Nicht die Klimapolitik ist das Problem,
sondern der Klimawandel macht uns ärmer.“

Vielleicht glaubt er das tatsächlich.

Man kann dem Klimawandel natürlich viele negative Folgen anlasten. Dazu zählen die von Wetterereignissen verursachten Schäden. Dass es solche Wetterereignisse „schon immer“ gegeben hat, lässt sich allerdings nachweisen. Dass die Schadenssummen gewachsen sind, ist hauptsächlich auf menschliche Dummheit, Vergesslichkeit und Gier zurückzuführen.

Man kann dem Klimawandel allerdings auch Positives abgewinnen. So sollte sich nachweisen lassen, dass steigende durchschnittliche Lufttemperaturen den Energiebedarf für das Heizen  reduzieren. Dass die höheren Temperaturen nicht zum Wachstum der Wüsten beitragen, sondern zum Wachstum der Vegetation und zur Ausbreitung der Grünflächen geführt haben, beweisen Satellitenfotos. Dass in nördlicheren Regionen Landwirtschaft betrieben werden kann, wo dies bisher wegen unzureichender Erträge unterlassen wurde ist auch eine positive Folge des Klimawandels.

Lässt man die Horrorszenarien, die ein fortschreitender Klimawandel auslösen soll, außer Acht,

weil solche Entwicklungen weder zur Zeit des blühenden römischen Reiches (wo waren da eigentlich die Gletscher der Alpen?), noch in der Mittelalterlichen Warmzeit beobachtet wurden, Jahrhunderte, in denen es – ohne nennenswerte menschengemachte CO2-Emissionen – wärmer war als heute,

dann drängt sich die Annahme auf, dass ein Klimawandel in Richtung Warmzeit per Saldo positive Folgen für die Erde und die Menschheit mit sich bringt.

Die Klimapolitik hingegen, verschlingt nicht nur Billionen Euro, was uns ärmer macht, sie hat auch unsere Produktionskosten in die Höhe getrieben, was uns ärmer macht, unsere Exportchancen reduziert, was uns ärmer macht, die Industrie aus Deutschland vertrieben, was uns ärmer macht,  sie hat den volkswirtschaftlichen Kapitalstock angegriffen (Stilllegung und Abriss funktionierender Kraftwerke), was uns ärmer macht, sie will Millionen funktionierender Öl- und Gasheizungen verschrotten, was uns ärmer macht, sie will die funktionierenden Gasnetze zerstören, was uns ärmer macht, sie hat die Verwendung fossiler Energien künstlich und willkürlich verteuert, was uns ärmer macht, …

 

Ich bin mit dieser Politik absolut nicht einverstanden.

Das erinnert mich zu sehr an jenen Kapitän, der vorsorglich ein Loch in den Schiffsboden schlagen ließ, damit das Wasser, das in das Schiff eindringen könnte, sollte es einmal  zu einem Leck in der Bordwand kommen, auch schnell wieder, der Schwerkraft folgend, nach unten ins Meer ablaufen könne.

Bleibt noch übrig, die Leiden des jungen Lindner zu erwähnen.

Einer der einst behauptete, es sei besser, nicht zu regieren als falsch zu regieren, sich dann besonnen hat – selbstverständlich aus tiefem Verantwortungsgefühl heraus – doch einmal mitzuregieren, sagt heute, wie ein Galeerensklave an die Ampel  angekettet:

„Ein Aufschwung lebt von Zuversicht, Leistungsbereitschaft, unternehmerischem Risiko und Innovationskraft. Dafür stimmen die Rahmenbedingungen in Deutschland nicht mehr. Mit Bürokratie und Steuerlast, aber – offen gesagt – auch mit planwirtschaftlichem Klimaschutz und ansteigender Umverteilungspolitik wurde unsere Wirtschaft über Jahre gefesselt.“

Ja, und?

Ist da denn jemand in Scholzens Truppe, der fähig, bereit und Willens wäre, diese Fesseln zu lösen?

So lange die Ampel hält, sind diese Lindner-Worte einfach nur in den Wind gesprochen, während Habeck eine irreversible Tat der nächsten folgen lässt.