Sehr geehrte Redaktionsmitglieder …

Das war heute wieder einmal die Anrede in einer an mich gerichteten Mail.

Mal ganz im Ernst:

Glauben auch Sie, hinter dem Blog „egon-w-kreutzer.de“ verbirgt sich eine Redaktion?

Schickes Büro, große Kaffeemaschine, rauchende Köpfe. Redaktionskonferenz täglich um neun und um siebzehn Uhr? Ein Techniker kümmert sich um Hard- und Software, Frau Guthaven macht die Buchhaltung, Rechercheure klappern die Zeitungen und das Internet ab, Autoren liefern ihre Berichte ab, und der Chef residiert hinter einem riesigen Schreibtisch,  und schlürft einen Kaffee nach dem anderen.

Nun, sollte dem so sein, dann ist es mir vollkommen ungewollt gelungen, einen Eindruck zu vermitteln, der mit der Realität nichts zu tun hat.

Allerdings glaube ich, dass die meisten meiner Leser wissen, dass es sich um eine Ein-Mann-Veranstaltung handelt, die ich auch mit „Meine Kaffeemaschine und ich“ beschreiben könnte. Es gibt einen jungen Mann, von dem ich nicht viel mehr als den Namen und die Mail-Adresse kenne, der mir regelmäßig Hinweise auf Arbeitsplatz-Abbau liefert und mir damit ein Stück Sucharbeit für meine Statistik abnimmt. Es gibt im Hintergrund jemanden, den ich um Hilfe bitten kann, wenn mir die Technik Schwierigkeiten bereitet, beiden bin ich dankbar.

Der ganze Rest, das bin ich alleine.

Was heißt, der ganze Rest? Das, was Sie sehen, ist doch nur jene Spitze des Eisbergs, die oben aus dem Wasser herausschaut. Ich beschäftige mich doch nicht nur mit den Themen, aus denen ich meine Texte entwickle. Das ist fast wie bei den Goldgräbern. Eine Tonne Gestein bewegen, um am Ende mit vier oder fünf Gramm Gold dazustehen. Nun ja, vielleicht ist das Verhältnis ein bisschen günstiger …

Immer, wenn ich als „liebes EWK-Team“ oder als „sehr geehrte Redaktionsmitglieder“ angesprochen werde, muss ich ein bisschen grinsen, und wenn ich mich beim Grinsen ertappe, folgt die Frage: „Warum mache ich das eigentlich? Habe ich mit meiner Zeit nichts Besseres zu tun? Lohnt sich das überhaupt?“

Materiell lohnt es sich nicht. 

Wenn ich alles zusammenrechne, was Sie mir im Laufe eines Jahres in die Kaffeekasse legen, was mir meine Förder-Abonnenten überweisen und was ich als Tantiemen aus den Buchverkäufen erhalte, und davon alles abziehe, was ich für „das Internet“ und alles, was damit zusammenhängt, bezahle, dann arbeite ich weit unter Mindestlohn für ungefähr drei bis vier Euro pro Stunde.

Ideell  sieht es natürlich anders aus.

Ich habe die Möglichkeit, meine Gedanken, meine Überzeugungen, meine Kritik, meine Anregungen in die Welt hinauszuposaunen. Und ich erfahre, dass dies ankommt. Durchschnittlich 5.000 Besucher auf der Website sind schon eine treue „Gemeinde“. Im Vergleich zu den erfolgreichen „Influenzerinnen“, die stolz auf Hunderttausende von Followern blicken können, ist das natürlich so gut wie nichts, aber meine Texte sind halt auch nicht für ein oberflächlich konsumierendes Publikum geschrieben, sondern erfordern schon ein bisschen tiefergehendes Interesse und eigene Denkarbeit. Die wird geleistet, und das erkenne ich auch an den interessierten Zuschriften, die ich erhalte, und an den Fragestellungen meiner Leser, mit denen ich mich beschäftigen darf.

Ist mir das genug?

Seit etwa 22 Jahren veröffentliche ich im Internet. Seit etwa 22 Jahren schreibe ich gegen Irrtümer, Fehlentwicklungen und Wahnsinn an. Und was ist der Erfolg? Die Irrtümer werden immer irriger, die Fehlentwicklungen nehmen überhand, der Wahnsinn breitet sich ungehindert aus. Ich fühle mich manchmal wie Sisyphus. Das war der mit dem riesigen Felsbrocken, den er, weil die Götter es so wollten, den Berg hinaufrollen musste, und weil die Götter es so wollten, entglitt ihm der Felsen immer wieder, rollte wieder hinab, und er hatte wieder von vorne zu beginnen.

Ich vermute, Sisyphus war überzeugt, eines Tages würde er es schaffen und wieder frei sein. Wir hatten einmal einen Kater, von dem vermutete ich aufgrund seines ganzen Verhaltens, er sei überzeugt, wenn er erst einmal groß ist, werde er auch ein Mensch sein. Sisyphus und dieser Kater teilten das gleiche Schicksal. Ihr Lebenstraum erfüllte sich nicht. Dennoch war es dieser Traum, der sie über die ihnen zugemessene Spanne am Leben erhalten hat. Wieviel freudloser wäre das Leben ohne solche Träume?

Um besser werden zu können, möchte ich heute gerne von Ihnen wissen, warum Sie auf meine Seite kommen. Es sind bis zu drei Antworten möglich. Zum Absenden auf „NEXT“ klicken. Vorsicht! Die Teilnahme ist nur einmal möglich.

Sollten Sie die für Sie zutreffende Antwort in der Umfrage nicht gefunden haben, dann freue ich mich auf Ihre E-Mail.

Warum habe ich diese Website heute besucht?

Weil ich hier immer viel Neues erfahre 34 / 731

4.65%

Weil ich hier viele Hintergrundinformationen erhalte 131 / 731

17.92%

Weil ich neue/andere Sichtweisen finde 98 / 731

13.41%

Weil Analysen und Prognosen sehr zuverlässig sind 93 / 731

12.72%

Weil ich die kritische Herangehensweise liebe 162 / 731

22.16%

Weil auch komplexe Sachverhalte verständlich erklärt werden 105 / 731

14.36%

Weil mir Kreutzers Schreibstil einfach gefällt 102 / 731

13.95%

Weiß ich nicht, bin zufällig da 6 / 731

0.82%