Wuchernde Ladepunkte in Berlin und Brandenburg

RBB24, ein multimedialer Regionalsender der ARD, jubelt pflichtgemäß und den Durchhaltewillen der Energiewender stärkend, die Zahl der öffentlichen E-Auto-Ladepunkte in Berlin und Brandenburg steige.

In der Hauptstadt, so RBB24, sich auf eine Aussage des Verbands der Automobilindustrie berufend, sei ein Stadium erreicht, bei dem sich lediglich 12,7 E-Mobile (Vollelektrische und Hybride!) einen Ladepunkt teilen. In Brandenburg kämen 14,7 E-Mobile auf einen Ladepunkt. Bei Schnellladesäulen sieht es nicht ganz so gut aus. In Brandenburg müssen sich 49,4 E-Mobile einen Platz an der E-Ladesäule teilen, in Berlin gar 83,9. Aber wer hat es schon so eilig, dass er die Schnellladung (witzig: Ab 22 kW gilt der Ladepunkt als Schnellladesäule) dem gemütlichen Laden an einer Langsamladesäule vorziehen wollte?

RBB24 palavert dann munter weiter, gerät dabei aber unversehens in eine schnell drehende Abwärtsspirale. Die vielen, vielen Ladepunkte seien einfach nicht ausgelastet. Bundesweit käme man auf nur auf eine Ladesäulenauslastung von rund 9 Prozent. Mal ein bisschen mehr, mal ein bisschen weniger. Da hätte ich gerne mal eine Vergleichszahl über die Auslastung der Zapfsäulen an den Tankstellen – wobei es sich, und auch das muss man berücksichtigen, ausnahmslos um Super-Turbo-Schnellstzapfsäulen handelt, die für ein paar Hundert Kilowattstunden (1 Liter Kraftstoff ~ 10 kWh) keine fünf Minuten brauchen.

Die geringe Auslastung der Ladepunkte läge daran, dass 85 Prozent aller Ladevorgänge im privaten Bereich stattfinden – zu Hause, an der eigenen Wallbox, aber auch an den Ladesäulen, die der Arbeitgeber auf dem Firmengelände zur Verfügung stellt. Das wiederum liegt auch daran, dass das „Tanken“ an den öffentlichen Ladepunkten deutlich teurer ist als der Strom, der zuhause – auch ganz ohne Fotovoltaik auf dem Dach – aus der Steckdose kommt.

Damit ist der Vorhang weggezogen und der Blick frei auf die geöffnet Büchse der Pandora. RBB24 bestätigt:

  • Der Betrieb öffentlicher Ladepunkte ist oft wirtschaftlich kaum rentabel.
  • Das erklärt, warum viele Bundesländer ihre Förderprogramme reduziert haben.
  • Der Ausbau muss primär staatlich finanziert werden.

Da bleibt einem das Lachen im Halse stecken. 

Noch keine 10% E-Mobile im Bestand in Berlin, keine 5% in Brandenburg. Dafür aber minimal ausgelastete Ladepunkte an denen durchschnittlich weniger als 15 E-Mobile andocken und daher nicht wirtschaftlich betrieben werden können.

Nun sollen weitere Ladepunkte mit staatlichen Subventionen errichtet werden, damit vor allem die Bewohner von Mehrfamilienhäusern,

bei denen – vor allem in den dicht bebauten Innenstädten – kaum eine Chance besteht, die notwendige Anzahl von Ladepunkten herzustellen,

am Ende des Tages irgendwo an einem weit abgelegenen Parkplatz doch noch eine freie Ladesäule finden. Das Problem mit den Mehrfamilienhäusern besteht darin, dass einerseits schlicht der Platz fehlt und andererseits die Kabel im Niederspannungsverteilnetz nicht für beliebige zusätzliche Belastungen ausgelegt sind. 

Und dann ist da noch der kleine Pferdefuß mit der Verfügbarkeit der elektrischen Energie.

Die Kernkraftwerke sind stillgelegt. Die Kohlekraftwerke, die noch in Betrieb sind, werden Stück für Stück ebenfalls abgeschaltet. Für die Gaskraftwerke, die die Last übernehmen sollen, wenn Wind und Sonne zu wenig oder gar nicht liefern, gibt es noch nicht einmal die Bauanträge.

Wer weiß, vielleicht folgt alles einem geheimen Masterplan.

Für die Gaskraftwerke, die noch im Einsatz sind, ohne auch schon H2-ready zu sein, fehlt es für den Fall, dass der Winter ein bisschen winterlicher wird als der letzte, sowieso schon an Gas. Die Bundesnetzagentur stellt den Verlauf der Speicherfüllstände grafisch dar. Es wäre also Blödsinn, jetzt schon noch mehr Gaskraftwerke in die Landschaft zu stellen, die dann nicht nur nicht arbeiten, wenn Wind und Sonne Strom-Überschüsse erzeugen, sondern auch, wenn sie zwar gebraucht würden, aber das benötigte Gas fehlt.

Da muss erst das mit dem Wasserstoff gelingen. Das wird noch viele Jahre dauern, bis die Infrastruktur in Afrikas Wüsten errichtet ist und die Transportlogistik steht, und danach wird es weitere viele Jahre dauern, bis irgendwer bereit ist, den Preis für den grünen Wasserstoff zu bezahlen, der die Energiekosten noch einmal drastisch in die Höhe treiben würde.

Von daher ist es offenbar einfacher, den derzeitigen Schwebezustand zu erhalten, der für die Industrie alles andere als angenehm ist, weil vielleicht durch Zusagen, einen erträglichen Industriestrompreis herbei zu subventionieren, die Kostenseite in den Griff zu bekommen ist, aber eben nicht die Versorgungssicherheit.

Wenn da nun der Effekt eintritt, dass die Industrie zügig abwandert oder ganz aufgibt, könnten die Stromerzeugungskapazitäten vielleicht schon Ende 2026, vielleicht auch erst Mitte 2027 ausreichen, um neben dem Haushaltsstrom für jene, denen der Strom wegen Zahlungsrückstand noch nicht abgeklemmt worden ist, auch noch den Strom für 15 oder 20 Prozent E-Mobile auf deutschen Straßen bereitzustellen.

Der Anteil der E-Mobile wird dann – auch ohne Neuzulassungen – ganz von alleine steigen, weil die Zahl der Verbrenner drastisch zurückgehen wird. Wer keinen Job mehr hat und ins Bürgergeld fällt, wird bald auch keinen Verbrenner mehr unter der Laterne stehen haben. Einerseits, weil das frisch gekürzte Schonvermögen mit so einem Auto schnell überschritten ist, andererseits weil die steigende CO2-Abgabe die Nutzung des Verbrennes so weit einschränkt, dass von einem stillstehenden Auto noch weniger Nutzen erwartet werden kann als von einem stillstehenden Gaskraftwerk.

Es ist überall das gleiche Prinzip:

Mangel erzeugen, um den Mangel zu verstärken,
bis das knappe Gut gar nicht mehr nachgefragt wird.

Warten Sie es ab. In drei oder vier Jahren wird niemand mehr die Forderung nach noch mehr Ladepunkten erheben. Im Gegenteil. Man wird sie zurückbauen und die neuen verstärkten Kabel wieder aus der Erde reißen, genau wie das Gasnetz, damit in Bezug auf die preiswerte und zuverlässige Energieversorgung die Parole: „Nie wieder ist jetzt“, aus Gründen der Nachhaltigkeit einer Zweitverwendung zugeführt werden kann.