Weißt du noch: CHARLIE HEBDO?

Je suis Charlie …

Die volle Breite der Straße ausfüllend, gingen sie Arm in Arm demonstrieren für die Freiheit der Kunst, der Karikatur, der entlarvenden Kritik.

Hollande war dabei, Netanjahu, Tusk, Merkel natürlich auch, und viele andere. Das Bild, das um die Welt ging, stellte sich später als gestellt heraus, aber aus Sicherheitsgrünen hat sich das wohl leider nicht anders machen lassen.

Die Empörung war groß. Sie wird auch immer wieder noch einmal aufgewärmt. Am 7. Januar 2025 hat zum Beispiel der damals Noch-Kanzler Olaf Scholz an den Anschlag vor 10 Jahren erinnert und dabei auf X geschrieben:

„Wir fühlen heute wie damals mit unseren französischen Freunden. Der Angriff galt unseren gemeinsamen Werten von Freiheit und Demokratie – das akzeptieren wir niemals.“

Es muss heute noch einmal dringend daran erinnert werden, dass die französische Satirezeitschrift in ihren Karikaturen keineswegs zimperlich war und darauf bestanden hat, auch Mohammed und den Islam nach Belieben durch ihren Kakao ziehen zu dürfen und natürlich auch die zuerst in Dänemark bei Jyllands Posten erschienenen Zeichnungen auch in Frankreich abdrucken zu können. Mir kann niemand weismachen, dass die Provokation der Muslime in Frankreich dabei nicht ganz bewusst in Kauf genommen wurde, durchaus in der Absicht, den erwartbaren Skandal zur Auflagensteigerung nutzbar zu machen.

Doch das Thema der Karikaturen  und der Vorwurf der Blasphemie wurden von dem Anschlag ebenso entkoppelt, wie die Jahre des Krieges der Ukraine gegen die eigenen Bürger im Donbas seit 2014.

Wenn es nicht zu umgehen war, die Mohammed-Karikaturen zu erwähnen, dann eben als die Ikonen der Demokratie des Wertewestens: Die Freiheit der Meinung, der Presse, der Kunst, der Satire und der Satiriker, gegen die von Islamisten Krieg geführt wurde. Die Einseitigkeit der Bewertung führt dabei auch zu der Frage: War die ganze hochgeschaukelte Empörung nur ein Teil der Selbstdarstellung, vergleichbar mit Schröders Gummistiefel-Auftritt beim Oder-Hochwasser?

Ist zehn Jahre her. Die alten Geschichten soll man ruhen lassen.

 

Wenn aber inzwischen alljährlich in Deutschland ein Aktionstag veranstaltet wird, mit Hausdurchsuchungen und allem Pipapo, um die im Internet ihr Wesen treibenden Verbreiter von „Hass und Hetze“ zu bestrafen, bevor die Sache überhaupt juristisch gewürdigt und vor Gericht womöglich ein Freispruch erfolgen könnte, dann stellt sich schon die Frage, ob der in diesem Zusammenhang unvermeidlich als Kronzeuge zu benennende Rentner Niehoff mit seinem Schwarzkopf-Vergleich tatsächlich schon an die Mohammed-Karikaturen heranreicht, oder ob die Empfindsamkeit gewisser Repräsentanten des Staates sich allmählich an die Empfindsamkeit islamistischer Gotteskrieger angenähert haben mag.

Kontrastprogramm

Stellen Sie sich einfach vor, Jürgen Elsässer wäre im Morgengrauen nicht von der Polizei aus dem Bett geklingelt worden, sondern vom Messermann, und der  hätte fünf Mal durch den Bademantel zugestochen. Einmal direkt ins Herz. Exitus. 

Hätte die Tagesschau in heller Aufregung darüber berichtet, oder die Tat als doch nur „von regionaler Bedeutung“ einsortiert und keine Sendesekunde daran verschwendet? Wie hätten sich die Parteispitzen von Union, SPD und Grünen verhalten? Hätte man von diesen etwas über Meinungs- und Pressefreiheit und „höchstes Gut“ gehört, und den Satz von Voltaire: „Das Recht zu sagen und zu drucken, was wir denken, ist eines jeden freien Menschen Recht, welches man ihm nicht nehmen könnte, ohne die widerwärtigste Tyrannei auszuüben.“

Würde die BILD in dicken Lettern halbseitenhoch verkünden „Je suis Jürgen“?

Kurz darüber nachdenken, und dann bei Alexander Wallasch weiterlesen: 

https://www.alexander-wallasch.de/gesellschaft/traumatische-erfahrung-ihre-wohnung-wurde-bereits-durchsucht

 

Ich sage hier jetzt tschüs bis nächsten Montag, den 14.07., habe leider eine geballte Ladung anderer Verpflichtungen. Bei Julies Woche gibt es allerdings am Samstag, 11.07. das turnusmäßige Update.