Schreck in der Morgenstunde
Der Start in den Tag verlief noch ganz normal. Die Kaffeemaschine spuckte den ersten Kaffee, den zum Munterwerden im Morgenmantel auf der Terrasse, und auch den zweiten, zum Frühstück, problemlos aus. Auch beim Gang zur Toilette deutete noch nichts auf das Problem hin. Die Spülung funktionierte einwandfrei.
Dann allerdings, beim Versuch, das nicht ganz klimaneutrale Ritual der morgendlichen Körperhygiene zu vollziehen, war statt des gewohnten Wasserstrahls nur noch ein Rinnsal vorzufinden. Auch der zur Kontrolle aufgesuchte Wasserhahn in der Küche, war nicht mehr gewillt, ausreichende Quantitäten zu liefern.
„Ein Rohrbruch!“, schoss es mir durch den Kopf, und schon war ich im Keller – es hätte ja bei uns sein können – doch glücklicherweise war dort alles trocken.
Also beim Wasserversorger anrufen und den Notfall melden.
Da gibt es auf der Website der „Wasserversorgung Hallertau“ tatsächlich den Button „Notfall“ und kaum war der angeklickt, fand sich auch, groß, dick und fett die Notfallrufnummer. Kaum hatte ich gewählt, fiel mein Blick auf die Rubrik „Aktuelles“ und da war dann zu lesen:
Also habe ich wieder aufgelegt. Danach habe ich noch diesen wichtigen Hinweis gefunden:Aha! Nett!
Wenn man von einer geplanten Wasserabsperrung erst erfährt, wenn sie bereits eingetreten ist und dann aufgefordert wird, einen ausreichenden Wasservorrat anzulegen, da kann nur noch Freude aufkommen.
Inzwischen fragt Julie, die sich jeden Morgen zwei Thermoskannen Tee aufbrüht: „Und was ist mit meinem Tee?“
Mir schießt zugleich durch den Kopf, was wohl mit der Klospülung sein wird, wenn sie gebraucht wird, und was mit den schmutzigen Händen, die auch einmal gewaschen werden wollen, man kann ja nicht für alles Mineralwasser verwenden …
Nun, alles halb so schlimm. Schweren Herzens habe ich beschlossen, meine eiserne Blackout-Trinkwasserreserve anzugreifen. 200 Liter Wasser in acht 25-Liter Kanistern, das Wasser vor ein paar Wochen erst gegen frisches ausgetauscht. Sollten eigentlich helfen, eine Woche ohne Wasser zu überstehen.
Also habe ich den ersten dieser Kanister auf einer Kiste aufgebockt, und ein paar Liter für Tee und Küche, und einen Eimer für die Toilette abgezapft.
Da schlägt das Prepper-Herz durchaus etwas höher.
Dass ich diesen kleinen „Notfall“ öffentlich mache, hat aber nichts damit zu tun, dass ich so gerne aus unserem Privatleben berichte, sondern damit, dass erst dieser Tage wieder deutlich gemacht wurde, und zwar vom Chef des Stromversorgers RWE, dass uns schon im Januar ein gefährlicher Stromengpass drohen könnte.
Stromausfall heißt, dass schon nach kurzer Zeit, spätestens wenn der Dieselkraftstoff für das Notstromaggregat des Wasserversorgers verbraucht ist, zu den vielen problematischen Folgen des Stromausfalls (keine Heizung, keine Kommunikation, auftauende Kühlschränke, ausgefallene Verkehrsampeln, geschlossene Supermärkte, usw., usw.) auch noch der viel problematischere Wassermangel hinzukommt. Ohne Strom kann der gesunde Mensch zweifellos überleben, wenn auch mit ungewohnten Herausforderungen. Ohne Wasser wird es nach drei, vier Tagen aber wirklich eng.
Sie sollten mindestens Ihre Mineralwasserbestände ein bisschen aufstocken.