Sie haben das vermutlich in den großen Überschriften anders gelesen. Da wurde gejubelt, dass künftig nur noch 15 Prozent statt 30 Prozent fällig werden. Das ist die Überschrift, die Ursula von der Leyen gut aussehen lässt, weil es so aussieht, als habe sie Donald Trump, während er sie über den Tisch zu ziehen versuchte, argumentativ niederringen können.
Das hat dann auch gleich Friedrich Merz, den unter EU-Vormundschaft stehenden Kanzler von Klingbeils Gnaden, veranlasst, eine Lobeshymne anzustimmen:
„“Mit der Einigung ist es gelungen, einen Handelskonflikt abzuwenden, der die exportorientierte deutsche Wirtschaft hart getroffen hätte. Die Einigkeit der Europäischen Union und die harte Arbeit der Verhandler haben sich ausgezahlt.“
Die Realität sieht so aus, dass die USA aus dem Import deutscher Waren nun einen Anstieg der Einnahmen aus den Einfuhrzöllen um 50 Prozent verzeichnen können. Das sind knapp 10 Milliarden Dollar. Bezogen auf das Exportvolumen der EU im Handel mit den USA sind es rund 25 Milliarden Euro.
Haben und Nichthaben sind hier klar verteilt. Die USA werden das Geld haben, die EU-Exportwirtschaft wird es auf die eine oder andere Weise nicht haben. Man kann die Preise senken, um im Markt zu bleiben, oder Umsatzverluste hinnehmen, weil die Preise keine Senkung mehr vertragen. Futsch ist futsch.
Wenn es das schon gewesen wäre, könnte man sagen:
„Gut. Wir schaffen das. Da wird jetzt halt mal wieder in die Hände gespuckt. Wir schaffen das Bruttosozialprodukt. Mit ein bisschen Lohnzurückhaltung geht das schon …“
Das war es aber noch nicht.
Stahl und Aluminium aus der EU werden mit 50 Prozent Einfuhrzoll praktisch vom US-Markt ausgeschlossen.
Wenn es das schon gewesen wäre, könnte man sagen:
„Gut. Das ist nicht schlimm. Trifft ja praktisch nur eine Branche von der energieintensiven Art. Da kommen wir ja sowieso nicht mehr in die Gänge. Und jedes Stückchen Deindustrialisierung, das man Trump in die Schuhe schieben kann, lenkt von den wahren Ursachen ab. Kommt uns also eigentlich gelegen und hilft, die Klimaschutzziele einzuhalten.“
Das war es aber noch nicht.
Ganz unten im Kleingedruckten ist nämlich noch vermerkt, dass die EU die eigene Wirtschaft ermuntern muss, das Investitionsvolumen im Binnenmarkt zurückzufahren und stattdessen zusätzlich 600 Milliarden US-Dollar in den USA zu investieren.
Wenn es das schon gewesen wäre, könnte man sagen:
„Na, ja, das ist ja kein Problem. Was wir dann nicht mehr produzieren, weil wir nicht investiert haben, das können wir dann schließlich aus den USA importieren. Eine echte Win-Win-Situation. Zusätzlich positiv ist dabei ja auch die Tatsache, dass wir ja gar nicht mehr so viel in den USA zu kaufen brauchen, weil wir schließlich weniger Arbeitsplätze brauchen, also auch weniger Löhne zahlen müssen, was die Kaufkraft in ganz erheblichem Maße sinken lassen wird.“
Das war es aber noch nicht.
Donald Trump findet ganz besonders wichtig und der transatlantischen Freundschaft überaus zuträglich, dass die EU künftig auch Öl und Gas im Wert von 750 Milliarden Dollar nicht mehr von seinen bisherigen Lieferanten, sondern von den USA beziehen muss.
Wenn es das schon gewesen wäre, könnte man sagen:
„Das war es nun aber. Es mag ja noch so viel kaputtgegangen sein, wir werden uns noch so vieles abschminken müssen, aber eines haben wir doch gewonnen: Planungssicherheit!“
Das wird es aber noch nicht gewesen sein.
Den Erpresser möchte ich sehen, der nach der Erfüllung der ersten Forderung nicht gleich noch eine weitere nachschiebt.
… und wenn das nicht klappt, mit den 600 Milliarden Investitionen in den USA, was kommt denn dann?