Heiner Flassbeck, der „etwas andere Ökonom“, hat sich die jüngste Korrektur der Daten des Statistischen Bundesamtes genauer angesehen, und war verblüfft. Nicht, dass er von den neuen Zahlen überrascht gewesen wäre, die waren ganz dicht an dem, was er selbst erwartet hatte. Überrascht war er, wie eine große Statistik-Behörde über die Jahre hinweg so falsche Zahlen produzieren konnte.
Das müssen Sie einfach lesen, wenn Sie an Wirtschaft interessiert sind, und daran, wie die Statistikbehörde mithilft, den Anschein von Stablilität aufrecht zu erhalten, obwohl schon alles ins Rutschen gekommen ist.
Auch für mich waren die korrigierten Zahlen eine Offenbarung. An den Aussagen zum BIP hatte ich zwar nie gezweifelt, und, dass auch diese einer Nachprüfung nicht standhalten würden, nicht für möglich gehalten. In meinen Augen war das Statistische Bundesamt immer noch eine seriöse Behörde.
Dass bei stetiger Abwanderung produktiver Unternehmen, einem Höchststand von Insolvenzen und der prekären Lage der Automobilbranche, einschließlich der Zulieferer, der Fehlbetrag im BIP an dieser Stelle durch Ausweitungen im Dienstleistungsbereich, vor allem aber durch die Aufblähung der öffentlichen Verwaltung unsichtbar (gemacht) worden war, das erschien mir Erklärung genug.
Es ist ja so, und vielleicht wissen Sie das nicht, dass jeder Beschäftigte im Öffentlichen Dienst mit seinen Personalkosten in das BIP eingeht. Jeder neue „Beauftragte“ ist BIP-Wachstum, jede Tarif-Erhöhung für den Öffentlichen Dienst ebenfalls.
Man kann diese Zählweise begründen, aber man sollte besser klar und deutlich sagen, was von der Volkswirtschaft tatsächlich an Werten geschaffen wurde, also das, was im Wesentlichen die Industrie, das verarbeitende Gewerbe, die Baubranche, sowie die Land- und Forstwirtschaft abgeliefert haben, und dazu, wer alles an dieser Wertschöpfung partizipiert hat.
Genau dazu liefert Flassbecks Aufsatz in zweiten Abschnitt sehr schöne Diagramme, die aufzeigen, wie die Schere zwischen dem gesamt BIP und dem Anteil der Produktion in den letzten Jahren weit aufgegangen ist.
Deutschland steckt in der Rezession.
Der Ausgang ist noch lange nicht sichtbar.