Solingen: Bitte nicht drüber nachdenken!

Solinger Messer, Symbolbild

Das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) vermeldet:

Polizeigewerkschaft appelliert: Nicht über Anschlag in Solingen spekulieren

Die Aussage des NRW-Chefs der Polizeigewerkschaft muss man lesen. Ich verlinke hier, um nicht dem Urheberrecht ins Gehege zu kommen.

Im Grunde ist das nur eine weitere Ausprägung des sattsam bekannten Spruches: „Gehen Sie weiter, hier gibt es nichts zu sehen, außer drei Toten und acht Verletzten.“

Es wäre ja auch verrückt, jetzt wie wild zu spekulieren. So lange die Polizei nichts weiß, kann ja niemand etwas wissen.

Es bleibt ein rätselhaftes Geschehen. Rätselhafter als Sternschnuppen im August. Das, das wissen wir, sind die Perseiden, die Staubwolke des Kometen 109P/Swift Tuttle. Passiert immer wieder. Jedes Jahr in der ersten Augusthälfte

Kein Astronom stellt sich hin und appelliert, man möge nicht über die Herkunft der Sternschnuppen spekulieren, vor allem möge man darüber keine Gerüchte in den sozialen Medien in Umlauf setzen.

Die Astronomie ist eben eine Wissenschaft, die in der Beobachtung zunächst die Wiederholung bestimmter Himmels-Phänomene feststellt, dann deren Regelmäßígkeit erkennt, sie in Bezug zu räumlich und zeitlich benachbarten Ereignissen stellt, um dann zur Erklärung eine Hypothese aufzustellen, die so lange gültig bleibt, bis sie durch neuere, bessere Erkenntnisse widerlegt ist.

Nun muss man der Polizei zugute halten, dass es sich bei der Perseiden um eine Erscheinung handelt, die von den Chinesen schon vor über 2.000 Jahren entdeckt wurde. Da war viel Zeit, drüber nachzudenken. Von Messerangriffen in Solingen war damals noch nichts bekannt. Im Grunde handelt es sich auch heute noch um den ersten Solinger Einzelfall dieser Art, den man  vorsichtshalber nicht mit andernorts aufgetretenen, ähnlichen Einzelfällen vermengen darf.  Die Besonderheit des Solinger Einzelfalles liegt ja auch darin, dass der Täter fehlt. Hätte man ihn, hätte man zumindest versuchen können, festzustellen, ob bei diesem eine psychische Störung vorliegt, was ja die einzige auffällige Gemeinsamkeit jener Fälle darstellt, bei denen in den letzten Jahren Unschuldige durch Messer und messerartige Gegenstände verletzt wurden.

Ohne Täter fällt die psychiatrische Diagnose verständlicherweise so schwer, dass sie in diesem Fall gar nicht gewagt werden kann.

Es bleibt daher nur eines übrig, nämlich die Bedrohung durch Messer noch ernster zu nehmen als bisher schon. Ist es nicht richtig, wenn das Innenministerium erwägt, weitere Messerverbotszonen auszuweisen und die Klingenlängen, oberhalb derer das Messerverbot greift, noch weiter zu verkürzen?

Hätte das Stadtjubiläum Solingens nicht ganz ohne Verletzte, von Toten ganz zu schweigen, zu Ende gehen können, hätte man nur  ganz Solingen, besser ganz NRW und alle umliegenden Landstriche vorher zur Messerverbotszone erklärt und die maximial zulässige Klingenlänge auf 0,01 Millimeter festgesetzt?

Doch. Das halte ich für sehr wahrscheinlich.

Aber auch wieder nicht.

Da gibt es dieses Märchen von Dornröschen. Sie hat sich an der Spindel gestochen, obwohl ihr Vater alle Spindeln in seinem ganzen Königreich verbrennen ließ …

Dem Schicksal entgeht man eben nicht.

Ein Messer wurde übrigens gefunden, in Solingen. Lt. BILD haben die Beamten es  noch am Fundort fotografiert, sodann in einen Plastikbehälter gesteckt, der wiederum in einer Papiertüte verstaut wurde.

Ich nehme an, dass dieses Messer schon bald für alle Zeiten unschädlich gemacht werden wird.