Sicherheitskonferenz: „Safety – Saffetti – Konfetti“ – Hofnarrenball im Bayerischen Hof

Zwischen dem Familienfasching „Pumuckl und der Faschingsprinz“ am 9. Februar und dem „Magnolienball“ des Deutsch Amerikanischen Frauenclubs, ist es dem Management des Bayerischen Hofs zu München gelungen, den großen Saal auch noch für die Sicherheitskonferenz des Herrn Heusgen umzubauen.

Der Fasching in München ist halt traditionell eine besondere Form der Lustbarkeit, die sich vom rheinisch-katholischen Frohsinn insofern unterscheidet, als der bayerisch-katholische Frohsinn erst in der Fastenzeit mit dem Starkbieranstich seine volle Blüte erreicht. Dabei erfreuen sich Eliten, Honoratioren und sonstige Großkopferte, samt den zugehörigen Ehegesponsen und -gesponsinnen daran, dass Kabarettisten einmal im Jahr in die Rolle des königlich-bayerischen Hofnarren schlüpfen und unter dem Mantel der Satire gewisse Wahrheiten anklingen lassen, wodurch sich die Nomenklatura der CSU in ihrem Wahlspruch bestätigt fühlt, der da lautet: „Hund samma scho!“

Die Münchner Sicherheitskonferenz war hingegen stets ein Hort der Ernsthaftigkeit. Man versicherte sich ernsthaft des Ernstes der Lage, der ernsthaften Bedrohungen für den Weltfrieden, beschwor sich gegenseitig, ernsthaftere Anstrengungen für die notwendige Verteidigungsbereitschaft zu unternehmen und ging in der ernsthaften Überzeugung, ein paar schöne Stunden unter guten Freunden verbracht zu haben, wieder seiner Wege. Insbesondere war das so, seit die störenden Russen, die immer nur vom Weltfrieden sprachen, und davon, dass auch sie Sicherheitsinteressen hätten, was sie stets mit geschäftschädigenden Abrüstungsvorschlägen untermalten, nicht mehr eingeladen wurden.

Ach, es hätte auch diesmal wieder so schön sein können.

Stattdessen kam J. D. Vance aus dem fernen Washington hinter den sieben Hügeln daher und redete über … DEMOKRATIE!

„Ja, wo bin ich denn?“, mag sich da so mancher deutscher Edelsicherheitsteilnehmer gefragt haben. „Bin ich im falschen Film? Ist denn schon wieder Starkbieranstich? Muss ich zum Derblecken jetzt ein freundliches Gesicht à la Mutti zeigen?“

Es dauerte aber nicht lange, bis sich die Klarheit der Erinnerung wieder einstellte und das Zählwerk im Kopf losratterte. „Das hier ist der Bayerische Hof. Haken dran. Das hier ist die Münchner Sicherheitskonferenz, klar zu erkennen an der Anwesenheit von Christoph Heusgen. Haken dran. Aber! Wer ist denn bloß der Mann am Pult, und was erzählt der da von Demokratie?“

Die Rede von J.D. Vance kann inzwischen überall nachgelesen werden, sowohl im Original als auch in deutschen Übersetzungen.

Vance hat zu den Eliten, Honoratioren und sonstigen Großkopferten in durchaus freundlichem bis freundschaftlichem Ton gesprochen. Hat einfach nur dargelegt, wie er unser Deutschland und Unseredemokratie aus der transatlantischen Ferne wahrnimmt und sanft angemahnt, wieder mehr Demokratie zu wagen. Nein. Auch der übelste KI-gestützte Winkeladvokat aus den Abmahnorganisationen zum Schutz der Repräsentanten des Staates vor etwaiger Delegitimierung hätte darin nichts finden können, was als Hass und/oder Hetze, als Angriff auf die freiheitlich-demokratische Grundordnung oder sonstwie eine Assoziation zum Bademantel im Morgengrauen hätte hervorrufen können. Es war so etwas wie eine pädagogisch wertvolle, von Empathie getragene Sozialkundestunde für Sechstklässler.

Trotzdem fühlten sich nicht wenige der deutschen Edelsicherheitsteilnehmer davon so hart an den Eiern gepackt, dass ein vielstimmiger wütender Aufschrei nicht mehr zurückgehalten werden konnte.

Was hat der uns vorgehalten?! Wir würden gegen alles Mögliche kämpfen, wüssten aber nicht wofür, wüssten nicht, was wir verteidigen. Eine Frechheit. Natürlich wissen wir wofür. Wie war das gleich wieder? Sag schon … Egal. Wir wissen es. Das müssen wir ja nicht jedem auf die Nase binden.

Auch dass er uns vorschreiben will, worüber wir uns freuen dürfen! Wenn wir uns darüber freuen wollen, dass eine Wahl rückgängig gemacht wird, dann freuen wir uns darüber. Damit konnten die letzten Zweifel beseitigt werden, dass da vielleicht irgendetwas gegen EU-Recht verstößt. Das ist nicht der Fall. Das wissen wir jetzt, und das erfüllt uns mit Freude, weil es uns die Zuversicht gibt, auch die Wahl am 23. für ungültig erklären zu können, wenn es denn nötig sein sollte und so oft es nötig sein sollte. Das ist schließlich wie mit der Ukraine. Auch da helfen wir, solange es nötig ist, weil wir gegen Putin sind. Wer gegen Putin ist, der braucht schließlich nichts mehr wofür er ist. Das versteht sich doch von selbst.

Und das mit der Brandmauer, das hat er auch nicht verstanden. Wahrscheinlich will er es gar nicht verstehen. Nur weil es ihm und seinem Trump gelungen ist, hinter der Brandmauer unserer demokratischen Freunde in den USA hervorzukommen, was – im Vertrauen gesprochen – schlimm genug ist, werden wir doch nicht unsere Mauer einreißen und diese Weidel und diesen Chrupalla und diesen Höcke ihr Unwesen treiben lassen! Niemals!

Demokratie ist doch schon schwer genug, wenn es die Demokraten schaffen müssen sich selbst zu einigen. Dass das nicht immer klappt, hat doch schon das Scheitern der Ampel gezeigt. Und da meint dieser Vance, mit der AfD würde alles besser …?

Die spinnen, die Römer!

Eine hochentwickelte Demokratie, wie die unsere, wird auch davon nicht untergehen.