
Es gibt Menschen, die nehmen alleine die zeitliche Nähe in der Abfolge von Ereignissen als Kausalität wahr.
Sie erinnern sich an den alten Pawlow? Iwan Petrowitsch Pawlow? Der, dem es gelungen ist, seine Hunde derart zu verarschen, dass sie immer dann, wenn Pawlow mit dem Glöckchen bimmelte, so fest glaubten, es gäbe gleich was zu Fressen, dass ihnen der Speichel links und rechts von den Lefzen triefte.
Immer noch keine Ahnung?
Wie ist es dann mit den Tanzbären? Haben Sie davon gehört? Bären, die, sobald eine bestimmte Musik ertönte, so fest glaubten, sie stünden auf einer heißen Herdplatte, dass sie sich aufrichteten und im Takt die Hintertatzen hoben? Gut, das ist jetzt verboten, wie überhaupt alle Dressurakte mit Tieren verboten sind.
Aber die Dompteure arbeiten weiter. Gelernt ist gelernt – und so eine Ausbildung soll ja irgendwann auch einen Gewinn abwerfen.
Wie soll man es sich sonst erklären, dass mitunter scheinbar spontan hunderte, tausende oder gar zehntausende Menschen, darunter immer auch Politiker, Gewerkschafter, Klimaretter, Kirchentagsteilnehmer, Diverse und noch Diversere, vor allem auch Linke, samt ihren Omas, selbstverständlich auch Grüne und viele andere nicht eindeutig Zuordenbare, ihre Pappschilder herrichten, sich den Profiantrucksack auf den Rücken schnallen und versuchen, Straßen und Plätze mit in Wallung befindlichen Bevölkerungsmassen gegen rechts zu füllen?
Nun, es gibt da eine abgestufte Rangreihe von Signalen, die an die Stelle von Pawlows Glöckchen getreten sind.
Wenn bei einem Messerangriff oder einer Gruppenvergewaltigung niemand zu Tode gekommen ist, und es auf Seite 12, unten links, in der Süddeutschen heißt, ein psychisch labiler Mann sei nach der Feststellung der Personalien wieder auf freien Fuß gesetzt worden, dann ist das gleichbedeutend mit dem Sirenensignal „Entwarnung“. Das zählt nicht.
Hat es nur einen Toten und eine begrenzte Anzahl von Verletzten gegeben, und wird signalisiert, ein psychisch gestörterMann sei aufgegriffen, seltener auch „von der Polizei erschossen“ worden, dann sind es immer ein paar hundert besonders Sensible, die auf dieses dezente Signal hin aufstehen und erbittert gegen rechts marschieren.
Ertönt jedoch nach einem Vorfall mit mehreren Toten und Verletzten das Signal, es werde nach einem flüchtigen, psychisch kranken Mann ohne terroristischen Hintergrund gefahndet, da rücken alle aus und machen mit ihren Taschenlampen-Apps die Nacht zum Tage, weil, wegen „Nie wieder!“, und so.
Warum fließt hier, im übertragenen Sinne, so viel Speichel? Erwartet die Menge, wie einst Pawlows hungrige Hundemeute, eine Belohnung für die akkurate und pünktliche Präsentation des ihnen eingeprägten, bedingten Reflexes?
Das Verhalten ist so absurd, dass es schwer fällt, überhaupt ein Beispiel aus dem täglichen Leben zu konstruieren, an dem sich die Absurdität dieser seltenen Verwirrung demonstrieren ließe. Es wäre so, als ob nach jedem Banküberfall mit Geiselnahme Tausende auf die Straße gingen, um gegen den ADAC zu demonstrieren. Aber selbst darin läßt sich noch ein Körnchen verquaster Logik finden, das sich aus der Konstellation „Fluchtauto – Automobilclub“ herleitet und damit die Absurdität relativiert.
Ich meine:
Wer meint, gegen die AfD demonstrieren zu müssen, der soll das tun. Meinungsfreiheit muss für alle gelten.
Wenn jedoch gegen die AfD demonstriert wird, weil schon wieder ein Verrückter mit Messer, Machete, Axt oder SUV wahllos mordend durchs Land gezogen ist, klingt das eher nach der Billigung schwerster Straftaten gegen Leib und Leben als nach sachlicher politischer Auseinandersetzung.
Nun, diese an sich harmlosen Massen lassen sich durchaus als Werkzeug in der politischen Auseinandersetzung instrumentalisieren. Und es funktioniert. Wenn auch etwas anders als es den Anschein erwecken soll. Die Aufmärsche gegen die AfD zielen doch gar nicht auf die AfD. Sie zielen auf die Union, momentan speziell auf Friedrich Merz, der sich bloß nicht erlauben soll, den angekündigten und realistisch gangbaren Schritt zur Sicherung der deutschen Grenzen und zur Abschiebung von Migranten ohne Bleiberecht tatsächlich zu tun.
Und, siehe da, es hat gewirkt. Schon ist der Sauerländer wieder eingeknickt und will nun, handzahm geworden, seinen 5-Punkte-Plan nicht mehr zur Abstimmung in den Bundestag bringen, sondern nur noch mit SPD und Grünen über die Eventualität der Möglichkeit einer Chance zu einem Kompromiss mit weniger wirksamen oder aber – noch besser – gar keinen Maßnahmen, verhandeln.
Und selbst wenn wegen des Aschaffenburger Gemetzels an einer Kindergartengruppe tatsächlich fast Hunderttausend „gegen rechts“ auf die Straße gegangen sind:
Es ist keine Mehrheit.
Es ist nur jenes eine Promille der Bevölkerung, das sich auf diesen absurden Reflex hin hat konditionieren lassen.