| Wir müssen bereits heute ohne Einschränkungen einsatzbereit für die Landes- und Bündnisverteidigung werden. Wie Mittel für dieses Ziel priorisiert und eingesetzt werden, hängt auch von der Vorstellung ab, wie sich ein Krieg gestalten wird und vor allem wann dieser geführt werden muss. Dieses sogenannte Kriegsbild bietet somit Orientierung für unser tägliches Handeln.
Ein Kriegsbild umfasst alle Facetten eines hypothetischen gegenwärtigen oder zukünftigen Krieges. Es kann für die Zielbildung herangezogen werden und Messbarkeit für die Fähigkeitsentwicklung, Struktur und Doktrin von Streitkräften schaffen. Aus der Strategischen Vorausschau des Planungsamtes der Bundeswehr werden solche Kriegsbilder für die 2040er Jahre abgeleitet. Dies war in Anbetracht jahrelanger Beschaffungsvorgänge und jahrzehntelanger Nutzungszeiten eine wichtige Grundlage zur Konzeption, Auswahl und Priorisierung von Waffensystemen für eine zukunftsfeste Bundeswehr. Jedoch darf der Plan für eine zukunftsfeste Bundeswehr nicht der Bundeswehr im Hier und Jetzt im Wege stehen. Unter der derzeitigen Bedrohungslage und der knappen Zeit zur Herstellung unserer Kriegstüchtigkeit, reicht es nicht mehr, das potentielle Schlachtfeld der Zukunft zu analysieren und zur Priorisierung heranzuziehen. Vielmehr müssen wir zuvorderst das derzeit zu erwartende Kriegsbild – zumindest für die Zeit bis 2029 – als Maßstab für Priorisierungsentscheidungen anlegen. |
Gantes Ausführungen gipfeln in der Vorstellung, die Bundeswehr und speziell das Feldheer könnte bereits heute Nacht einen Kampf bestehen müssen.
Ich finde diese Aussagen, so sehr sie auch ihre theoretische, aus Kriegsbildern abgeleitete Berechtigung haben, vor dem Hintergrund der realen weltpolitischen Situation eher erheiternd, so wie ich auch die Aussagen des derzeitigen Verteidigungsministers, wir müssten (erst) bis 2029 kriegstüchtig werden, immer wieder nur mit ausgesprochener Heiterkeit zur Kenntnis genommen habe.
Ich lasse da mal vorsichtshalber alles weg, was über den Mangel an – und die Mängel der – Ausrüstung der Bundeswehr in den letzten Jahren so erzählt worden ist. Das ließe sich mit Geld ausbügeln. Vielleicht nicht ganz so schnell, dass heute Nacht schon damit gekämpft werden könnte, aber sicherlich sehr viel schneller als momentan die Mühlen mahlen, bis ein Beschaffungsprojekt von der Idee soweit gereift ist, dass die Bereitstellung für die Truppe beginnen kann.
Die wichtigeren und kriegsentscheidenden Fragen sind ganz anderer Natur.
Bündnisfall oder ein anderer Krieg?
Auch wenn heutzutage niemand ernsthaft daran glaubt: Falls französische Truppen über den Rhein und polnische Truppen über die Elbe kämen, um Deutschland zu besiegen und unter sich aufzuteilen, dann wäre das ein Kriegsbild, bei dem es nicht zu einem Bündnisfall kommen würde. Alle Beteiligten gehören der NATO an. Wer sollte da zu wessen Unterstützung eingreifen? Vielleicht würden die Briten als dritter Gegner Deutschlands dazustoßen, doch selbst das ist nicht wirklich zu erwarten. So lange niemand versehentlich eine Kamikaze-Drohne auf Ramstein stürzen lässt, bliebe das ein rein EU-interner Konflikt, bei dem eine zahlenmäßig mehr als doppelt so starke Streitmacht aktiver Soldaten auf die Bundeswehr träfe, für die es – außer vielleicht im Südosten Bayerns – kein sicheres Rückzugsgebiet mehr gäbe.
Einen solchen Krieg würde die Bundeswehr relativ schnell verlieren.
Glücklicherweise, muss man sagen, denn ein kurzer Krieg, solange er mit konventionellen Waffen geführt wird, richtet auch nur vergleichsweise geringen Schaden an.
Sollte es hingegen gelingen, den Bündnisfall auszurufen, sind das dafür vorgesehene Kriegsbild und die Rolle Deutschlands darin in groben Umrissen bekannt: Sobald die Situation reif ist für den Bodenkrieg, wird Deutschland Logistikdrehscheibe für den Nachschub von Soldaten und Gerät der westlichen Wertegemeinschaft sein. Frisches Kanonenfutter landet in den deutschen Nordseehäfen an und wird unter dem Schutz der Bundeswehr, sowie unter Verabreichung von Verpflegung und Treibstoff, über deutsche Schienenwege und Autobahnen in die östlichen Bereitstellungsräume verfrachtet, während die Eisenbahnzüge mit Verwundeten von der Front zurück nach Deutschland fahren, wo die notwendige, professionelle medizinische Versorgung erfolgt und die Kriegsdiensttauglichkeit soweit möglich wieder hergestellt wird.
Glücklicherweise ist Deutschland in dieser Rolle so gut wie unverwundbar.
Die Front, also da, wo es richtig kracht, befindet sich einige hundert Kilometer östlich der deutschen Landesgrenzen und bindet die Kampfkraft des Gegners fast vollständig. Für die dennoch zu erwartenden Raketenschläge auf kriegswichtige Ziele in Deutschland sind wir – schon heute Nacht – hinreichend gerüstet.
- Der schon in der Ukraine angewandte Trick der Russen, die Energieversorgung lahmzulegen, indem Kraftwerke bombardiert werden, funktioniert bei uns – dem Kohleausstieg sei Dank – überhaupt nicht. Statt vielleicht fünfzig wirksamen Angriffen auf Großkraftwerke müssten hierzulande mindestens 30.000 Angriffe auf einzelne, kleine, schwer zu treffende Windkraftanlagen erfolgen, und dann hätten wir immer noch eine unzählbare Masse von Solarfarmen, Solardächern und in ihrer Masse unzerstörbaren Balkonkraftwerken übrig, um die Stromversorgung aufrecht erhalten zu können.
- Ebenfalls beliebte Ziele der Russen sind Fabriken und Industrieanlagen jeder Art. Hier liegen wir noch etwas zurück, doch spätestens Ende 2025 wird die Deindustrialisierung soweit abgeschlossen sein, dass es da nichts mehr gibt, was noch einen Schuss Pulver wert wäre. Sie wissen doch, sogar Rheinmetall produziert inzwischen lieber mitten im Krieg, mitten auf dem Schlachtfeld in der Ukraine, wo es noch richtigen Stahl gibt, statt weiter unter den verheerenden deutschen Verhältnissen zu arbeiten, wo immer noch vergeblich auf die erste panzertaugliche Lieferung grünen Stahls gewartet wird.
- Selbstverständlich wissen die Russen das und werden ihre Fernwaffen stattdessen auf Hafenanlagen, Bahngleise und Autobahnen richten. Da die Bundeswehr seit mindestens 30 Jahren nicht mehr für die Aufgabe der Vaterlandsverteidigung ausgerüstet und trainiert wurde, sondern in kleinen Auslandseinsätzen lernte, an der Seite von Verbündeten Brunnen zu bohren, hunderttausende von Ortskräften heranzuziehen und zu versorgen, sowie an überhasteten Rückzügen teilzunehmen, werden die durchziehenden Truppen schon wissen, dass sie für die Verteidigung ihrer Transportrouten selbst die Verantwortung zu tragen haben. Da kann der Russe die deutschen Seehäfen dem Meeresboden gleichmachen, das Eisenbahnnetz bis auf den letzten Schienenkilometer zerstören und die Bundesautobahnen in den Zustand stillstehender Dauerbaustellen versetzen, das alles wird den Vormarsch nicht aufhalten, wohl aber uns die Gelegenheit geben, die verrottete Infrastruktur nach dem Krieg ohne Wenn und Aber durch neue, zeitgemäße und CO2-neutrale Einrichtungen zu ersetzen.
Im Grunde kann Deutschland also nichts Besseres widerfahren, als die Ausrufung des Bündnisfalles noch heute Nacht, denn – wie Julies Oma zu sagen pflegte, wenn es um die Erledigung unangenehmer Aufgaben ging: „Je schneller daran, desto schneller davon!“
Dass Boris Pistorius, Verteidigungsminister, SPD, und Harald Gante, sein General, trotz aller bereits erreichten Kriegstüchtigkeit, diesselbe weiterhin mit kraftvollen Worten einfordern, muss einen Grund haben, der in der bisherigen Betrachtung noch nicht berücksichtigt wurde.
Kann es sein, dass hier – unausgesprochen – auf ein Defizit in der politischen Führung aufmerksam gemacht werden soll? Handelt es sich um die Aufforderung, den pazifismusverdächtigen Taurusverweigerer Olaf Scholz schnellstmöglich auszutauschen, um im Ernstfall wirklich kriegstüchtig agieren zu können?
Was hilft es, wenn im Frieden ein forsch auftretender, pragmatisch agierender Verteidigungsminister als Oberbefehlshaber der Bundeswehr gesetzt ist, wenn dieser den Oberbefehl im Ernstfall an einen Bundeskanzler abzugeben hat, der dem Ernst der Lage nicht gewachsen sein könnte? Mit Helmut Schmidt, ja, da hätte das noch funktioniert, aber mit Olaf Scholz? Da tauchen doch gelinde Zweifel auf. Erschwerend hinzu kommt, dass die Bundeswehr als Parlamentsarmee aufgestellt ist. Was das im Einzelnen genau bedeutet, wird sich im Zweifelsfall im Ernstfall herausstellen. Unmöglich ist es jedoch, mit einem Bundeskanzler leben zu müssen, der schon heute Nacht Oberbefehlshaber werden könnte, aber nicht einmal mehr über eine parlamentarische Mehrheit verfügt, ohne die er wiederum kriegstüchtigkeitsmäßig in der Zwickmühle säße, sollte er denn heute Nacht noch Oberbefehle geben müssen.
Wir sollten uns daher klarmachen, dass wir am 23. Februar 2025 nicht nur zu den Urnen, sondern implizit auch zu den Waffen gerufen werden. Die winterliche Lichterfestsansprache des Bundespräsidenten hat erahnen lassen, dass sowohl Nichtwähler als auch von Elon Musk beeinflusste Falschwähler zur Rechenschaft gezogen werden können, sollte die angestrebte Kriegstüchtigkeit durch eine Koalition von Inhabern potentieller Sperrminoritäts-Sitze gegen den Merz-Habeck-Pakt in Gefahr geraten.
Wählen Sie also mit Bedacht.
So billig bekommen wir die Renaturierung unserer weithin versiegelten Böden in Stadt und Land nie wieder, verbunden mit allen praktischen Folgewirkungen, wie ein allgemeines Tempolimit innerhalb der Grenzen menschlicher Muskelarbeit, den größten Biotopverbund der EU entlang ehemaliger Verkehrswege, das Aufblühen kleinstregionaler, anarchokooperativer Wirtschaftskreisläufe, den unbaren Zahlungsverkehr im Tauschhandel und so weiter.
Eine gewisse Feinstaubbelastung wird sich nicht vermeiden lassen. Allerdings wissen wir von den alljährlichen Silvester-Knallereien, dass davon spätestens nach dem Krieg, um zehn, kaum noch etwas zu spüren sein wird.
Vertrauen Sie also den Markenrechtsinhabern unserer Demokratie.
Wählen Sie, was Ihnen aus BILD, BamS und Glotze vertraut ist, und schon kann nichts mehr schiefgehen.