Himmelfahrt – oder: Ich bin dann mal weg

PaD 22 /2025 – Hier auch als PDF verfügbar: Pad21 2025 Himmelfahrt

Keine Sorge, das wird keine religiöse Erbauungs-Story. Ich brauche das nur für die Einleitung, und am heutigen Feiertag – mit und ohne Bollerwagen – kann das nicht schaden.

 

Einleitung

Nehmen wir also an, dass das, was über Jesus in der Bibel steht, im Großen und Ganzen, oder zumindest im Kern zutreffend ist, auch wenn es sich  teilweise nicht mit den uns bekannten Naturgesetzen in Einklang bringen lässt, dann könnte es sich, aus dem Hebräischen ins TV-Serien-Synchrondeutsch übersetzt, damals ungefähr so angehört haben:

Beam me up, Scotty!

Nehmen wir weiter an, Erich von Däniken und viele andere, die nach natürlichen Erklärungen für unnatürliche Erscheinungen suchen, könnten mit ihren Deutungen recht haben, dass also „Außerirdische“ die Hände im Spiel hatten, was ja der Bibel und den landläufigen Vorstellungen von Himmel und Erde nicht widerspricht, dann könnte hoch am Himmel über Palästina eine Art Enterprise gewartet haben.

Doch die Mission war noch nicht accomplished.

Hektisches Treiben auf der Enterprise. Volle zehn Tage lang wurde da eine hochenergetische, sinngeprägte, Strahlensuppe angerührt, mit der die Menschheit geimpft werden sollte, um sie gegen Dummheit, Gier, Rachsucht und aggressive Impulse zu immunisieren. Die Bibel spricht davon, dass da – von da oben – etwas „ausgeschüttet“ wurde. „Heiliger Geist“.

Verzeihen Sie den folgenden Vergleich. Es soll nicht blasphemisch wirken. Aber es sieht doch fast so aus, wie bei Obelix, dem Gallier, der als Kind in den Zauberkessel des Miraculix gefallen war.  Während alle anderen Gallier vor jeder Schlacht gegen die Römer oder vor der Wildschweinjagd einen Schluck vom Zaubertrank nehmen mussten, dessen Wirkung dann auch schnell wieder nachgelassen hat, war Obelix lebenslänglich damit  versorgt.

Die Parallele drängt sich auf. Jesus, von Geburt an mit überirdischen Fähigkeiten ausgestattet, was ihn, wäre er den böse gewesen, ziemlich gefährlich gemacht hätte, wollte seinen Jüngern für die Zeit seiner Abwesenheit etwas von dieser Kraft überlassen. Nach zehn Tagen war des Elixier fertig und wurde ausgegossen. Das wirkte auch fantastisch. Die Jünger wussten gar nicht, wie ihnen geschah, und viele, die sie so erlebten, dachten: „Jetzt sind sie vollends verrückt geworden.“

Kritisch betrachtet, erinnert das wieder an die Gallier und den Zaubertrank. Die Wirkung hat schnell nachgelassen. Auch bei akribischer Suche in den Archiven der römischen und der byzanthinischen Kirche findet sich nichts, außer der Tatsache, dass die Erinnerung an dieses Ereignis in den Schriften überdauert hat.

Womöglich ist damals etwas schiefgegangen. Jesus wollte ja nur eine kurze Weile wegbleiben. Ob die göttliche Enterprise von einem Klingonenschiff zerstört wurde, ob ein tobender Kampf an den Enden des Imperiums alle Kräfte gebunden hat, ob ein anderer Planet entdeckt wurde, dessen Bewohner sehr viel besser geeignet schienen, um sie zu ehrbaren Bürgern des Imperiums zu entwickeln – keiner weiß es. Jedenfalls sind 2000 Jahre vergangen und vom christlichen Zaubertrank sind nur noch vage Erinnerungen übrig, und wenn irgendwo auf der Welt in Zungen gesprochen werden muss, dann erledigen das kleine, handliche Sofortübersetzungsgeräte, die sich jedermann für 89,99 Euro nach Hause liefern lassen kann.

 

Überleitung

Nüchtern betrachtet ist kein anderer Schluss möglich:

Das, mit den Christen, hat nicht funktioniert.

Jedenfalls nicht, wenn man den irdischen Bezugsrahmen nicht verlässt. Dann zeigt sich, dass die den Christen gebotene Naivität (… wenn ihr nicht werdet wie die Kinder …), die als Voraussetzung für paradiesisch-friedliches Wohlergehen der ganzen Menschheit genannt wird,  100-prozentig  zum Scheitern führt. Immer wieder.

Geradezu grotesk mutet es an, wenn sich Christen – wie jüngst zu Paderborn – im Haus ihres Gottes versammeln, um einer wahrhaft heidnischen Darbietung der Götzenverehrung beizuwohnen, wo halbnackte Sensenfrauen und – männer mit toten geköpften Hähnchen ihren Schabernack aufführen, auf dass anschließend der Bundespräsident eine Rede hält. Da ist der Christenmensch so naiv geworden, dass er selbst die Schlange als von Gott gesandten Propheten wahrnimmt und sich von ihr durch den Kakao ziehen lässt. BILD titelte zwar: „Tausende Gläubige toben“, doch ist auch das eher ein Witz, denn alles Toben hilft doch nichts. Die Kirche ist zum Kabarett geworden.

 

Oberleitung

Der Begriff aus der Ära der Elektrifizierung der Eisenbahn eignet sich auch ganz gut, um jene zu etikettieren, die – auf welche Weise auch immer – in die Rolle versetzt wurden, Staaten zu leiten und anzuführen. 

Sinn hat eine Oberleitung nämlich nur, wenn eine ganze Reihe von Voraussetzungen erfüllt sind:

  1. Unter der Oberleitung müssen Schienen und Gleise liegen.
  2. Es muss Strom erzeugt und in die Oberleitung eingespeist werden.
  3. Es müssen Elektrolokomotiven vorhanden sein, die zur Oberleitung kompatibel sind.
  4. Am Anfang, im Verlauf und am Ende der Strecke müssen sich Haltestationen befinden.
  5. Für den Transport auf der Strecke muss es ausreichend Bedarf geben.
  6. Die Benutzung der Strecke muss Vorteile mit sich bringen.

Klingt abstrakt, lässt sich aber ganz leicht konkretisieren.

 

Die Ampel

Die Oberleitung bestand ganz überwiegend aus Olaf Scholz. Gleise und Schienen hingegen bestanden aus Robert Habeck. Gleise und Schienen folgten nicht der Oberleitung, sie versuchten, ihr vorauszueilen. Den Strom erzeugten internationale Gremien mit zweifelhafter demokratischer Legitimation, von der UNO über das IPCC, die WHO, die NATO, das WEF und unzählige NGOs, die als Kleineinspeiser ihren Strom vorrangig einbringen durften. Das führte zu einem ständigen Gerangel und die arme Oberleitung scheiterte immer wieder mit den Redispatchmaßnahmen, so dass die Züge mal mit überhöhter Geschwindigkeit aus der Kurve flogen oder antriebslos auf freier Strecke zum Stillstand kamen. Natürlich fehlte es auch an Elektroloks, so dass weite Teile der Strecke weiterhin mit Dieselloks bedient werden mussten. Am Ende war eine Strecke vorgezeichnet, die vom Ausgangsbahnhof ohne Zwischenhalt zu einem noch nicht errichteten Zielbahnhof namens „Zero“ führen sollte, aber der Bedarf für die Strecke bestand immer noch nur aus dem Bedarf der Unternehmen, die sich am Weiterbau goldene Nasen verdienen wollten, und nur diesen brachte die Strecke, und nur so lange der Bau fortgesetzt wurde, Vorteile.

Das Projekt ist gescheitert. Die Oberleitung wurde dem Insolvenzverwalter Friedrich Merz übertragen.

Diese Geschichte wird später einmal weiter erzählt werden.

 

MAGA

Ein weiteres Errettungs- und Erlösungsprogramm. Die Oberleitung besteht inzwischen nur noch aus Donald Trump. Die hochinteressante Stichstrecke nach DOGE mit der Oberleitung Elon Musk, wurde – nur noch Wochen nach dem Bau – wieder abgerissen, weil sich zeigte, dass der Sumpf unter den Oberleitungsdrähten jeden Gleisbauversuch unmöglich machte. Auch der Hauptstrecke fehlen noch große Abschnitte des  Gleisbaus. Weil die indigenen Bewohner die Bauarbeiten sabotieren. Was tags per Dekret geschaffen wird, wird regelmäßig, Nacht für Nacht per Gerichtsurteil wieder gesprengt. Derweil fließt verdammt viel Strom in die Oberleitung, genug, um tausend Züge gleichzeitig betreiben zu können, doch die gibt es noch nicht, so dass die wenigen Loks, ganz ohne Waggons, ununterbrochen 24/7 mit Höchstgeschwindigkeit im Zick-Zack und im Kreis fahren, um das Durchbrennen des gesamten Systems zu verhindern.

Die jüngste Attacke auf das MAGA-System könnte schon der tödliche Schlag gewesen sein. Trump, der sich mit seinen Zöllen der ganzen Welt gegenüber als der große, unschlagbare Zampano gezeigt hat, wurde hinterrücks von einem  Bundesgericht in New York gemeuchelt. Die Richter haben (nicht unser President?) Trump erklärt, er sei überhaupt nicht befugt, solche Zölle zu verhängen und die Aufhebung der Zölle gefordert, und – noch nicht genug damit – verlangt, dass solche Sonderabgaben „dauerhaft untersagt“ werden.

Die Schlange hat sich eben nicht nur in den Kirchen breit gemacht, ihr zwiespältiges Zünglein sitzt auch an den Richtertischen, und das nicht nur in den USA, sondern überall, wo der Kampf der Gerissenen gegen die Naiven tobt.

Wer Trumps Vita einigermaßen kennt, weiß, dass er große Nehmerqualitäten mitbringt und sich auch von einem Tiefschlag nicht von den Brettern reißen lässt. Doch das ist etwas anderes. Die Richter haben ihm praktisch den Boden unter den Füßen weggezogen, ihn international blamiert, bis auf die Knochen. Dazu kommt noch das abtrünnige Verhalten der Europäer, nämlich dem deutschen Insolvenzverwalter, der offenbar aus dem Abverkauf von Taurusbeständen schnell noch Liquidität saugen will, samt Macron, Tusk und Starmer, die Trump mit seiner Friedens- und Verständigungsmission einsam und alt aussehen lassen.

Auch diese Geschichte wird später einmal weiter erzählt werden.

 

Ouagadougou

Ich musste selbst erst bei Google nachfragen, um den Namen der Hauptstadt von Burkina Faso zu finden. Ouagadougou. Klingt für europäische Ohren eher nach Froschgequake und das wieder lässt tief blicken und sagt mehr über die Europäer als über Afrika. Während sich hierzulande hirnloses grünlinkswokes Gegacker über kulturelle Aneignung breit macht und damit eher dazu beiträgt, eine sinnvolle Aufarbeitung der Kolonialzeit durch eine ahistorische Betrachtungsweise unmöglich zu machen, ist in Burkina Faso so etwas wie ein neuer Heiland der Schwarzafrikaner erstanden.

Der Mann heißt Ibrahim Traoré und ist der Präsident seines Landes, das mit Grenzen zu Mali, Niger, Benin, Togo, Ghana und zur Elfenbeinküste ein Binnenland, ohne Zugang zum Meer ist und 1960 als die französiche Kolonie Obervolta in die Unabhängigkeit entlassen wurde.

Ibraim Traoré hat kürzlich vor den Vereinten Nationen eine neuerliche Unabhängigkeitserklärung abgegeben, nicht nur für Burkina Faso, sondern für den ganzen afrikanischen Kontinent. Eine mutige, und eine edelmütige, eine große und zugleich demütige Rede, die – wenn auch gänzlich anders aufgebaut und auf das Leben auf Erden ausgerichtet – eine Parallele zur Bergpredigt Jesu darstellt, weil sie in der gleichen Naivität darauf vertraut, dass die unverblümt ausgesprochene Wahrheit nicht nur von den Afrikanern, sondern auch von den Europäern, Amerikanern, Russen und Chinesen erkannt, ernstgenommen und respektiert werden würde.

Ich gebe diesen aufrüttelnden Text hier vollständig wieder, damit er nicht bald verhallt und vergessen sein wird, sondern sich in manchem Kopf und in manchem Herzen ein Lichtlein des Verständnisses für diese Neger entzünden möge.

 

Ibraim Troré

Verehrte Delegierte, Staatsoberhäupter, Führer von Nationen, verehrte Vertreter von großen und kleinen Völkern. Ich begrüße Sie nicht als Berufsdiplomat und auch nicht als ein Mann, der für Bankettsäle und Händeschütteln gezüchtet wurde. Ich komme nicht zu Ihnen, um die einstudierte Sprache der geschliffenen Politik zu sprechen. Ich komme zu Ihnen als Soldat meines Volkes, als Beschützer eines verwundeten Landes, als Sohn eines Kontinents, der das Kreuz der Welt getragen, aber nie seine Krone getragen hat.

Mein Name ist Hauptmann Ibrahim Taore, Präsident von Burkina Faso. Und ich spreche heute nicht nur für die 22 Millionen Menschen in meinem Land, sondern für einen Kontinent, dessen Geschichte verdreht, dessen Schmerz ignoriert und dessen Würde wiederholt auf dem Altar ausländischer Interessen versteigert wurde.

Afrika ist nicht das Größere. Afrika ist kein Schlachtfeld. Afrika ist nicht Ihr Experiment, Ihre Marionette, Ihr Rohstofflager. Afrika erhebt sich nicht, um zu knien, sondern um zu stehen. Und heute sage ich vor dieser großen Versammlung der Nationen: Afrika wird nicht in die Knie gehen.

1 Zur falschen Großzügigkeit der Weltpolitik

Seit Jahrzehnten haben Sie mit der einen Hand Hilfe geschickt und mit der anderen Hand unseren Lebenssaft abgezapft. Sie bauen Brunnen in unseren Dörfern, während Ihre Konzerne unsere Flüsse trockenlegen. Sie spenden Impfstoffe und patentieren die Heilmittel. Sie sprechen von Klimaschutz, finanzieren aber weiterhin genau die Kräfte, die unsere Wälder abbrennen und unsere Seen austrocknen. Was für eine Art von Großzügigkeit ist das? Die Art, die den Mund füttert, aber die Stimme zum Schweigen bringt. Die Art, die einen Menschen gerade so lange am Leben erhält, bis er abhängig ist.

Wir sind nicht blind für diese Heuchelei. Lassen Sie mich das klarstellen. Wir sind nicht undankbar für aufrichtige humanitäre Hilfe, aber wir lehnen eine globale Ordnung ab, die Ausbeutung als Partnerschaft tarnt. Wir lehnen Finanzinstitutionen ab, die mit der einen Hand Geld verleihen und mit der anderen Hand die Souveränität stehlen. Afrika will keine Wohltätigkeit mehr. Wir wollen Gerechtigkeit. Wir wollen die Kontrolle über unser eigenes Schicksal.

2 An den Ketten des Kolonialismus und seiner modernen Nachfahren

Unsere Wunden sind nicht von uns selbst verursacht worden. Sie sind das Erbe eines Wahns, ein Imperium aufzubauen, das uns nicht als Menschen, sondern als billige Arbeitskräfte ansah.

Meine Vorfahren wurden nicht befragt, als in Berlin Karten mit Lineal und Zirkel gezeichnet wurden. Die Grenzen von Burkina Faso wurden, wie die vieler afrikanischer Nationen, nicht von unseren Vorfahren gezogen, sondern von Männern, die nie einen Fuß auf unseren Boden gesetzt hatten, die nichts über unsere Sprachen, unsere Stämme oder unsere Geister wussten.

Heute hat der Kolonialismus ein neues Gesicht. Er trägt Anzüge. Er veranstaltet Foren. Er unterschreibt Verträge in Genf, Paris und Washington. Aber er nimmt immer noch ohne Zustimmung. Er diktiert immer noch, statt zu dialogisieren. Sie schweigt immer noch statt zuzuhören. Wenn Sie über Frieden reden wollen, dann lassen Sie uns damit beginnen, die Arroganz abzulegen, dass Frieden etwas ist, das nur Sie uns lehren können.

3 Über die Ausbeutung von Ressourcen und den Mythos der Entwicklung

Sie nennen uns Entwicklungland, als ob uns der Diebstahl von Jahrhunderten nicht zurückgeworfen hätte. Als ob das Gold aus unseren Ländern, die Diamanten aus unseren Flüssen, das Öl unter unseren Füßen nicht die Wolkenkratzer gebaut hätten, in denen diese Versammlung sitzt. Lassen Sie uns Klartext reden, denn Kinao ist reich. Afrika ist reich, reich an Mineralien und Kultur und Weisheit und Jugend.

Aber Sie haben uns beigebracht, Reichtum in BIP und Exportwert zu messen. Sie nennen es Entwicklung, wenn ein ausländisches Unternehmen 90% einer Goldminen auf unserem Land besitzt. Sie nennen es Fortschritt, wenn Ihre Sicherheitskräfte Kobaltminen bewachen, aber nicht die Schulen unserer Kinder. Das ist kein Fortschritt. Das ist Piraterie mit legalen Dokumenten. Von nun an werden wir Entwicklung nach unseren eigenen Bedingungen definieren. Entwicklung, die Kinder in Klassenzimmern unterrichtet und nicht Mineralien auf Frachtschiffen. Entwicklung, die das Land und die Menschen respektiert, das Land, die Menschen und die Seele einer Nation respektiert und auf Souveränität und Einmischung setzt.

4 Nationale Souveränität

Warum werden wir, wenn eine afrikanische Nation unabhängige Entscheidungen trifft, als instabil bezeichnet? Warum werden wir als Bedrohung abgestempelt, wenn wir eine militärische Zusammenarbeit außerhalb der kolonialen Sphäre anstreben? Burkina Faso hat sich für einen Weg der Souveränität entschieden, der keine Bedrohung für den Frieden darstellt. Es ist eine Erklärung des Erwachsenseins. Wir stehen nicht mehr unter Ihrer Vormundschaft. Wir sind nicht länger Ihre Juniorpartner in der Diplomatie. Wir sind ein freies Volk.

Wenn eine Nation sich dafür entscheidet Partner, die sie respektieren, anstatt sie auszubeuten, das ist keine Rebellion. Das ist Weisheit. Keine ausländische Macht wird Burkina Faso seine Allianzen diktieren. Wir werden Beziehungen aufbauen, die auf gegenseitigem Respekt beruhen, nicht auf historischer Schuld oder heutiger Einschüchterung.

5 Kampf dem Terrorismus

Kampf dem Terrorismus und der Herstellung von Kriegen. Sie fragen, warum es in der Sahelzone Gewalt gibt. Sie fragen, warum unsere Jugend zu den Waffen greift. Aber Sie fragen nicht, wer davon profitiert, wenn unsere Minen von privaten Söldnern bewacht werden, während unsere Dörfer ungeschützt bleiben. Sie fragen nicht, wie die Waffen in Wüsten ankommen, in denen kein Stahl produziert wird. Sie fragen nicht, warum die Friedenssicherung den Krieg nie zu beenden scheint.

Die Wahrheit ist, dass viele der so genannten Lösungen für afrikanische Sicherheitsprobleme lediglich Geschäftsmodelle sind. Endlose Konflikte sind zu einem Markt geworden, und afrikanisches Leid ist zu einer Dienstleistung auf Abonnementbasis geworden. Burkina Faso hat beschlossen, diesen Kreislauf zu durchbrechen. Wir werden den Terror bekämpfen, aber nicht mit Abhängigkeiten. Wir werden unsere Nation nicht mit ausländischen Diktaten, sondern mit nationaler Würde sichern.

6 Migration und Menschenwürde

Wir wollen nicht, dass unsere Jugend im Mittelmeer ertrinkt. Wir wollen nicht, dass unsere klügsten Köpfe in Länder fliehen, die uns einst Wilde nannten. Wir wollen keine Rücküberweisungen. Wir wollen Gründe für unsere Leute zu bleiben. Warum flieht unsere Jugend? Nicht, weil es uns an Schönheit mangelt, sondern weil wir dazu gemacht werden, dass es uns an Möglichkeiten mangelt. Nicht, weil wir unser Land hassen, sondern weil unser Land wie das Eigentum eines anderen behandelt wird. Migration ist keine Krise. Sie ist ein Symptom für Kriege, die wir nicht begonnen haben. Von Krediten, die wir nicht gebraucht haben. Von einer Weltordnung, die unserer Jugend sagt, dass ihr einziger Wert außerhalb ihrer eigenen Häuser liegt.

Die Lösung liegt nicht in Grenzzäunen. Die Lösung liegt in der Gerechtigkeit, Afrikas Platz in der Welt einzunehmen. Afrika ist kein Fehler, der behoben werden muss. Afrika ist kein gescheiterter Kontinent. Afrika ist der Schoß der Welt, die Wiege der Zivilisation, der Hüter der Hoffnung von morgen. Man hat uns bei globalen Entscheidungen, die uns zutiefst betreffen, unsichtbar gemacht. Im UN-Sicherheitsrat hat Afrika mit 54 souveränen Nationen keinen ständigen Sitz. Was ist das für eine Gerechtigkeit? Sie nennen es Gleichgewicht. Wir nennen es Verrat. Sie sprechen von Demokratie, halten aber eine globale Struktur aufrecht, in der die wenigen Mächtigen ein Veto gegen die Träume der vielen einlegen. Wir werden nicht länger in Räumen flüstern, in denen wir es verdienen, mit voller Stimme zu sprechen.

7 Hilfe für den Glauben und die spirituelle Würde.

Wir sind ein spirituelles Volk. Vor euren Kathedralen haben unsere Vorfahren zum Himmel gesungen. Bevor eure Missionare kamen, kannten wir die Sprache der Flüsse und die Gesetze des heiligen Waldes. Das Christentum kam, der Islam kam, und wir nahmen sie nicht als Sklaven, sondern als Suchende auf. Aber jetzt fragen wir.

Werden die Kirche und die Moschee wirklich zu uns stehen, wenn alle Menschen von der als Globalisierung getarnten Gier vertrieben werden? Wird ihre Kanzel unsere Schreie widerhallen lassen oder nur die Lieder der Mächtigen wiederholen? Auch der Glaube muss entkolonialisiert werden. Er muss mit den Armen gehen, nicht mit den Privilegierten.

8 Zur Einheit unter den afrikanischen Nationen.

Dies ist nicht die Rede eines einzelnen Landes. Es geht um die Steuerung eines Kontinents. Sie sehen, wie Mali, Niger und Burkina Faso ein neues Band knüpfen. Sie fürchten unsere Einigkeit. Warum? Weil sie den Mythos bedroht, dass Afrika nur unter eurer Aufsicht aufsteigen kann. Wir schließen uns nicht zusammen, um Krieg zu führen, sondern um Würde zu erlangen, um unseren Mut zusammenzunehmen, um unsere Kräfte zu teilen und uns gegenseitig zu schützen, wenn die Welt sich abwendet.

Panaffrikanismus ist kein Traum. Es ist unsere Lebensader. Und wir werden es Stein für Stein, Herz für Herz aufbauen, mit oder ohne Ihre Zustimmung.

9 An die Jugend Afrikas

An den kleinen Jungen, der am Straßenrand Orangen verkauft. An das Mädchen, das 10 Kilometer läuft, um zur Schule zu gehen. An das Kind, dessen einziges Spielzeug ein Stein ist, das aber von den Sternen träumt. Ihr seid der Grund, warum wir kämpfen. Glaubt nicht an die Lüge, dass euer Kontinent verflucht ist. Ihr seid der Segen. Seid nicht neidisch auf fremde Pässe. Seid stolz auf euren Namen, euer Land, eure Wurzeln. Die Welt mag euch jetzt nicht applaudieren, aber die Zukunft wird euren Namen in Ehren halten.

10 Abschließende Worte

Wir werden nicht niederknien. Ich bin nicht gekommen, um den Krieg zu erklären. Ich bin gekommen, um den Willen zu erklären. Wir werden also nicht vor der Angst knien. Wir werden nicht vor fremden Banken knien. Wir werden nicht vor überholten Imperien knien, die sich als Freunde ausgeben. Afrika bittet nicht um einen Platz an Ihrem Tisch. Wir bauen unseren eigenen, einen Tisch, an dem kein Kind zuletzt isst. Wo keine Nation zum Schweigen gebracht wird, weil sie keine Atomwaffen hat. Wo Gerechtigkeit nicht durch die Brille der Ethnie oder der Geschichte gefiltert wird, sondern geteilt wird, wie der Atem geteilt wird. Dies ist unsere Vision und dies ist unser Gelübde. Die Welt soll es heute und immer hören. Afrika wird nicht knien. Wir danken Ihnen.