Hamburg zieht vor

Ein Plebiszit, für das sich in der Hamburger Bürgerschaft noch nicht einmal die dort sitzenden Grünen begeistern konnten, hat die notwendige Mehrheit erhalten. Hamburg ist bis 2040 zur klimaneutralen Stadt zu machen. Volkes Wille.

Da kommt dann schon wieder einmal ein leichter Zweifel an der direkten Demokratie auf. Das soll hier aber nicht das Thema sein.

Die fünf Jahre, die mit dem Plebiszit erkämpft wurden, sind ja ein vollkommen belangloses Detail.

Es ist egal, ob die Klimaneutralität in 15
oder in 20 Jahren erreicht werden soll.

Das dicke Ei ist die Klimaneutralität selbst, und dieses dicke Ei hat uns kein Bürgerbegehren eingebrockt, sondern die hohe gewählte Politik in Deutschland und die noch höhere, nicht gewählte Politik in Brüssel.

Nur eines ist dabei identisch: Diejenigen, die Klimaneutralität fordern, haben sich keine Gedanken darüber gemacht, wie das gehen soll und wie ein Land, wie Deutschland, oder eine Stadt, wie Hamburg, konkret verändert werden müssten, und wie ein klimaneutrales Land, eine klimaneutrale Stadt überhaupt noch funktionieren und existieren können sollen.

Dabei ist der Begriff „Klimaneutralität“ ein verschleiernder Euphemismus. Brutal auf den Punkt gebracht, heißt es doch nur, dass nichts mehr verbrannt werden darf. Kein Heizöl, kein Erdgas, kein Dieselkraftstoff, kein Benzin, kein Müll, noch nicht einmal eine Zigarette. Ob dann wohl die großen Containerschiffe im Hafen noch mit Schiffsdiesel betankt werden dürfen? Ob am Flughafen noch Kerosin verfügbar sein soll? Eher nicht. Im Grunde müssten sogar CO2-Feuerlöscher verboten werden. 

Hamburg, als klimaneutrale Stadt, müsste seinen gesamten Energiebedarf aus so genannten erneuerbaren Energiequellen beziehen, was schon alleine beim heutigen Bedarf an elektrischer Energie nicht funktioniert, wie soll da ungefähr das Fünffache zur Verfügung gestellt werden, um darüber hinaus noch den gesamten Primärenergie-Einsatz abzudecken?

Das ist ein Ding der Unmöglichkeit und an dieser Unmöglichkeit ändert sich nichts, ob man das Unmögliche nun 2045 oder schon 2040 erreichen will.

Nun ja, ganz und gar unmöglich ist es nicht. Es war ja mal so, zu Zeiten der Hanse. Da ist es Hamburg schließlich sehr gut gegangen. Segelschiffe wurden im Hafen von Schauerleuten be- und entladen. Menschen liefen in Hamsterrädern, um die Energie für den Kran abzuliefern. Die Fracht wurde mit Pferdegespannen angeliefert und abtransportiert. Hamburg war das Tor zur Welt. Großartig!

Dummerweise ist ein Rückfall in diese Zeiten nicht möglich. Man könnte höchstens einen „Museumshafen“ betreiben, der gegen Eintritt besichtigt werden kann. Vielleicht finden sich noch ein paar alte Kähne, die man rings um die Rickmer Rickmers an den Kai legen könnte. Aber klar ist,  dass sich keine Reederei heute noch Segelschiffe bauen lassen wird, nur um den klimaneutralenHafen anlaufen zu dürfen. Da sagt sich der Reeder: „Die Hamburger sind mir doch egal. Sollen sie doch verhungern und erfrieren, wenn sie es schon so wollen. Rotterdam ist auch ein schöner Hafen …“

Ich nehme allerdings an, dass die Hamburger, die für Klimaneutralität 2040 gestimmt haben, nicht daran gedacht haben, ihre Stadt in ein Museumsdorf mit Museumshafen zu verwandeln. Ich nehme an, dass die überhaupt nicht gedacht haben, sondern einfach fest daran glauben, Klimaneutralität würde überhaupt nichts verändern, nur dass eben dem Klima geholfen wird.

Von daher hat der Beschluss, die Klimaneutralität um fünf Jahre vorzuziehen vielleicht sogar etwas Gutes. Schließlich werden die Hamburger früher erkennen, dass ihr Vorhaben zum Scheitern verurteilt ist, und vielleicht wird jene Mehrheit, die heute zuhause geblieben ist, dann aufstehen und dem Spuk ein Ende bereiten. Fünf Jahre früher, als vom Bund beschlossen.

Ach ja, fünf Jahre …

Vor fünf Jahren habe ich den PaD 27 /2020 geschrieben. Da waren meine Prognosen zwar schon fundiert, aber eben noch nicht eingetroffen. Lesen Sie jetzt einfach hier weiter, denn wir sind mitten drin.