Grillverbot rettet Krankenkassenkassen

Oder wieder nur ein Akt plump-grüner Provokation?

Es fällt mir gar nicht leicht, ruhig und gelassen über die merkwürdige Idee von Frau Warken zu schreiben. (Merkwürdig hier im Sinne von: Das muss man sich merken!)

Diese Dame, die doch als frisch gebackene Gesundheitsministerin alle Hände voll zu tun haben sollte, um irgendwie das notleidende deutsche Gesundheitssystem bis zum Ende ihrer Amtszeit am Leben zu halten, findet trotzdem noch die Zeit, sich im Schlagschatten der Erderhitzung um jene unerträglich hohe Zahl von Hitzetoten unter den Zuschauern sommerlicher Sport- und sonstiger Events zu kümmern, die schon Karl Lauterbach den Schlaf geraubt hat.

So viel Herzensgüte war seit Mutter Theresas Wirken in Kalkutta nicht mehr in den Nachrichten zu bestaunen. Wann wird der erste Artikel in der BILD erscheinen, in dem sie als unsere „liebe Nanny Nina“ in den Rang einer Presse-Heiligen erhoben wird? Schließlich ist der Platz seit der Umkehrung, Bekehrung wäre hier wahrscheinlich falsch, unserer unvergesslichen Greta, der Halbgöttin mit dem Pappschild, wieder frei und muss dringend nachbesetzt werden. Annalena Baerbock steht, fern der Heimat ja nicht zur Verfügung und auch Frau Neubauer ist irgendwie von der Rampe verschwunden.

Nina Warken ist Rechtsanwältin mit beiden Staatsexamen und somit, wie man gerne über Juristen witzelt, für alles zu gebrauchen. Zudem ist sie Mitglied der CDU, was sicherlich für ihre Ernennung zur Ministerin nicht abträglich war. Dass sie in der Vergangenheit bereits gesundheitspolitische Erfahrungen gesammelt hätte, lässt sich aus ihrer Vita nicht ablesen, ausgeschlossen werden kann es von mir jedoch nicht. Private Kontakte zu Ärzten, Apothekern und pharmazeutischen Unternehmern werden in der CDU bekannterweise gepflegt, so dass sich da durchaus ein gerüttelt Maß an Fachwissen angesammelt haben mag, das nun nutzbringend für Deutschlands Beitragszahler aktiviert werden kann.

Tiefergehende Expertise bringt Frau Warken allerdings im Bereich der Inneren Sicherheit mit, wo sie es immerhin bis zur stellvertretenden Vorsitzenden des Bundesfachausschusses Innere Sicherheit der CDU gebracht hat und diese Position bis 2017 innehatte.

Innere Sicherheit ist immer zuerst eine Frage der Prophylaxe. Hierzu wurde Anfang 2016 von der parteilosen Kölner Oberbürgermeisterin, Henriette Reker, der geniale Ein-Punkte-Plan der CDU: „Stets eine Armlänge Abstand halten!“ geschaffen. Ein Rezept, das vor allem die schon damals im Entstehen begriffene demokratische Mitte, samt der noch nicht eingegliederten Linksausleger beherzigt hat, und – nach fast zehn Jahren Erfahrung kann man schon einmal eine Zwischenbilanz ziehen – sich durchaus als sicherheitspolitisches Instrument sehr gut bewährt hat, ohne die zusätzliche Schutzwirkung von mobilen und stationären, dauerhaften und zeitlich begrenzten (Pop-up-) Messerverbotszonen mit dieser Aussage schmälern zu wollen.

Frau Warken nimmt den Gedanken der Prophylaxe aus dem Bereich der Inneren Sicherheit im Gesundheitsressort auf und adaptiert ihn an die größte gesundheitliche Herausforderung der Menschheit seit Corona.

Man kann die Menschen nicht länger ungeschützt der Erderhitzung aussetzen und muss ihnen daher Schutzkonzepte an die Hand geben, die sich leider nicht mehr in einem Satz von kaum mehr als einer Armlänge unterbringen lassen, aber inzwischen, gegliedert in drei aufeinander aufbauende Hitzeschutzkonzepte eines Musterhitzeschutzplanes für den organisierten Sport, gerade noch auf 14 Seiten unterbringen lassen:

  • Maßnahmen zur Vorbereitung auf den Sommer
  • Maßnahmen zum Schutz während des Sommers
  • Spezielle Maßnahmen während akuter Hitzeperioden

Ob zweihundert Zuschauer am Dorfbolzplatz erwartet werden, oder 70.000 im Bundesliga-Stadion: Die Hitzeschutzmaßnahmen gelten für alle gleichermaßen, unabhängig von Haut- und Trikotfarben, Lebensalter und Geschlecht.

Der Ansatzpunkt für den Hitzeschutz findet sich dabei nicht etwa in so teuren und teils gar nicht umsetzbaren Maßnahmen, wie z.B. Beschattung der Tribünen oder der Erzeugung von Verdunstungskälte durch künstlich erzeugten Wassernebel. Das hätte sich bei den Vereinen und deren stets klammen Kassen nicht durchsetzen lassen.

Nein. Es geht an die medizinisch-klimatisch relevanten Faktoren des menschlichen Metabolismus.

Hier ist zuerst der Alkoholgenuss zu nennen.

Bekanntlich weitet Alkohol die Blutgefäße, was im Winter dazu führt, dass Betrunkene, obwohl sie sich vom Alkohol gewärmt fühlen, in Wirklichkeit nur leichter auskühlen.

Im Sommer ändert sich die Alkoholwirkung im Körper nicht. Allerdings wird die durch die geweiteten Blutgefäße nach außen geleitete Köperwärme von 37 + X Grad Celsius nicht mehr von der kalten Winterluft abgeleitet, sondern trägt zur weiteren Erhitzung der Atmosphäre im Stadion bei. So kommt es, dass eben – wie beim Passivrauchen – nicht nur der Trinker selbst, sondern auch seine Nachbarn auf der Tribüne im Zweifelsfall von allen Seiten mit einer Hitze bestrahlt werden, die noch weit über die Werte der Erderhitzung hinausgeht.

Da bei sommerlichen Freiluft-Sportveranstaltungen unter den alkoholischen Getränken das Bier absolut den größten Zulauf (und Ablauf) auf sich vereinen kann, kommt eine weitere, klimaschonende Wirkung des eingestellten Bierausschanks zum Tragen. Bier enthält Kohlensäure. Kohlensäure ist aber nur eine Tarnbezeichnung für das Klimagift CO2. Wird kein Bier ausgeschenkt, bleibt das CO2 im Fass, bzw. in der Flasche, das gilt auch für alkoholfreies Bier, das daher ebenfalls nicht zum Ausschank gelangen sollte, kann doch die CO2-Rückstrahlung, gerade in Bodennähe, wo es beim Biergenuss freigesetzt wird, auch ohne Berücksichtigung der Boltzmann-Konstante verheerende, kleinräumige Erhitzungsspitzen hervorrufen, die in den Daten des Deutschen Wetterdienstes bislang nirgends auftauchen, was viele immer noch in trügerischer Sicherheit wiegt.

Es steht zu vermuten, dass das sommerliche Bierverbot bei Freiluftveranstaltungen als erste Säule aller Hitzeschutzkonzepte bestehen bleiben wird, bis es der Industrie gelungen sein wird, ein alkoholfreies und CO2-freies Bier (Stilles Bier) herzustellen. Richtiges Bier einfach so lange offen stehen zu lassen, bis es diesen Zustand von alleine erreicht, hat sich nicht als erfolgversprechend erwiesen, insbesondere weil die Kundschaft einfach nicht bereit ist, den ungewohnten Geschmack zu akzeptieren.

Ist das Bier weg, kann auch die Bratwurst weg.

Die vom Grill und anderen Erhitzungsgeräten ausgehende Wärme ist zwar eher vernachlässigbar, doch auch da handelt es sich um Wärme, und wo Wärme vermieden werden kann, muss sie vermieden werden.

Fette, warme, zudem stark salzhaltige gegrillte Speisen sind an sich bereits gesundheitsschädlich, wurden in der Vergangenheit aber als Grundlage für den unvermeidlichen Biergenuss gerne angeboten und haben einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet, nach dem Abpfiff wenigstens den Anschein der Fahrtüchtigkeit bei Hunderttausenden von Fans der Wochenendspiele zu erwecken, was wiederum geholfen hat, den Personalaufwand für Polizeikontrollen im vertretbaren Rahmen zu halten.

Alle diese Überlegungen entfallen mit dem Wegfall des Bierausschanks, so dass getrost auch die Schließung der Grillstände und Wurstbratereien verfügt werden kann, ohne damit vermeidbare Kollateralschäden auszulösen.

Als Ersatz für das gesamte Eventcatering schlagen die Expertinnen und Experten des Gesundheitsministeriums vor, künftig Stilles Mineralwasser und dünne Saftschorlen anzubieten und auf Sättigungsbeilagen gänzlich zu verzichten.

 

Wäre dies nicht alles aus gesundheitspolitischen Gründen wirklich dringend geboten, würden die Hitzeschutzpläne nicht wirklich Jahr für Jahr – und das bis 2045 – die drohende, massive Übersterblichkeit der Sommermonate begrenzen helfen, man könnte glauben:

Da ist jemand Ministerin geworden, und nun will sie dem Volk zeigen, wo der Hammer hängt.

Bier und Bratwurst im Sommer im Freien. Das ist für 90 Prozent der deutschen Bevölkerung tiefster Ausdruck deutscher Leitkultur.

Daran zu rütteln, schlimmer als die abgewählte grüne Verbotspartei, das müsste doch zu einem Aufstand führen, der die Republik in ihren Grundfesten erschüttert.

Und wenn schon nicht zu einem Aufstand, dann zumindest zu einer Monsterwelle an wütenden Postings in den Sozialen Medien …

Wäre nicht alles so vernünftig, so nüchtern, so spaßbefreit, müssten nicht tagtäglich überall in der Republik Tausende Dehydrierte von den Rettungsdiensten halbtot vor Hitze eingesammelt und intensivmedizinisch betreut werden, dann läge der Verdacht nahe, ein solcher Shitstorm sei das Ziel als die Basis für das Abmahn-Geschäftsmodell, mit dem sich schon andere Politiker ihre Nebeneinkünfte aufbessern.

Nehmen wir es also hin, wie wir schon so vieles hingenommen haben und hinnehmen und noch hinnehmen werden.

Es hat ja auch sein Gutes.

Besser mit hochrotem Kopf vor Zorn kurz und schmerzlos vom Hirnschlag dahingerafft werden als bei einem kühlen Hellen und einer würzigen Bratwurst langsam und qualvoll am Hitzschlag zu verenden.

 

Nix für ungut.