Frauke, die verkaufte Braut

Braut, sitzend, sitzengelassen
Braut, sitzend, sitzengelassen

Karel Sabina schrieb vor ungefähr 200 Jahren das Libretto zur Oper „Die verkaufte Braut“ von Bedrich Smetana .

Eine Marie soll den dummen, aber reichen Wenzel ehelichen, liebt aber ihren Hans.

Hans wird mit 300 Gulden bestochen, auf Marie zu verzichten, doch dem dummen Wenzel, der – wie bei einer Zweckheirat üblich – Marie noch gar nicht kennt, wird eingeredet was Marie für eine verrückte böse alte Zicke sei, so dass er sie gar nicht mehr will.

Nun, der Vergleich hinkt nicht nur, er rumpelt auf vier platten Reifen daher, aber irgendwo trifft er dennoch ins Schwarze. Ins schwarze Herz der CDU/CSU Fraktion, die sich überzeugen ließ, dass die Braut, die ihnen der Heiratsvermittler Klingbeil, den Wünschen der ganzen Verwandtschaft aus Linkswokehausen folgend, unterjubeln wollte, doch nicht so recht zu ihnen passen würde, und daher die schon ausgerichtete Hochzeit, quasi am Traualtar im Bundestag, platzen ließen, indem sie verkündeten, sie würden letztlich nicht mit der erforderlichen Stimmgewalt ja sagen wollen.

Da stand sie nun bereit, im weißen Kleid, vor dem Altar – und ist abgeblitzt. Die ganze schöne Karriere, vom Vater des dummen, aber reichen Wenzel über den kungelnden Vermittler schon zugesagt, bis hin zum Job der Präsidentin des Bundesverfassungsgerichts: Alles in Scherben.

Welch eine Blamage!

Auf wen hat sie sich da verlassen, als sie sich darauf eingelassen hat?

Wer hat ihr eingeflüstert, der dumme Wenzel würde sie schon nehmen, der sei ja froh, wenn er überhaupt noch eine Braut abkriegt? Sie brauche sich nicht sorgen. Der wird ihr gar nichts abverlangen, nicht einmal die mindesten ehelichen Pflichten. Er werde ihr zu Willen sein müssen, nicht sie ihm, weil sie am Ende Kraft Ehevertrag und Schlüsselgewalt ganz alleine feststellen werde, was Recht und richtig ist. Ausgesorgt habe sie auch, bis ans Ende ihrer Tage. Der dumme Wenzel werde zahlen, zahlen, zahlen, mit Geld und mit Zustimmung. Mit etwas Glück, könne sie sogar noch als Bundespräsidentin ins Schloss Bellevue einziehen.

Jetzt, einmal „Blut geleckt“, wird sie einen anderen Weg suchen und finden, und ihre Freundinnen und Freunde werden ihr dabei helfen. Sie wird mit Macht in die Politik drängen, Parteivorsitzende dürfte das nächste Ziel sein. Die schnellsprechende Heidi aus dem Weg räumen und selbst zur Radikalinkski avancieren. 

Meinetwegen. Immer noch besser als Richterin am Bundesverfassungsgericht.

Natürlich ist die Braut, zumal sie sitzengelassen wurde, nicht die Hauptfigur im großen Spiel.

Nicht minder sitzengelassen wurden ja Friedrich Merz und Jens Spahn, die in Personalunion als Familienoberhaupt des dummen Wenzel die Geschicke lenken wollten.

Der Lümmel von Sohn, der Undankbare, hat sich widersetzt! Soll man die Schande auf sich sitzen lassen? Oder einfach aussitzen?

Bei Licht betrachtet handelt es sich beim Verhalten der Unionsfraktion um ein destruktives Misstrauensvotum.

Die Bundestagsregie hat dem mit der Vertagung kurz vor der Sommerpause erst einmal die Spitze gebrochen. Doch eines ist klar geworden. Friedrich Merz kann sich im Hohen Hause nicht mehr darauf verlassen, jederzeit die Kanzlermehrheit mobilisieren zu können. Gestolpert ist er über einen Vorgang, der normalerweise in parlamentarischer Routine lautlos über die Bühne geht.

Merz hat keine Ahnung, wie diese C-Parteien ticken, denen vorzustehen er große Mühe hat. Dies ist ein elementares Armutszeugnis, da hilft es gar nichts, dass der Jens (Maske!) Spahn auch nichts geschnallt hat.

War wohl schön, beim Kuscheln mit Klingbeil, dem Wunsch nach Frauke nachzugeben. Ist ja nur das Verfassungsgericht, und für ein AfD-Verbot auf alle Fälle sehr brauchbar.

Hat nicht funktioniert. So leicht ist der Wenzel nicht von seinen konservativen Wurzeln zu trennen. Abtreibung bis zwei Minuten vor der Geburt? Das wollten sie nicht, und ein Parteiverbot durchsetzen, kurz bevor Alice Weidel die Mehrheit der Sitze im Bundestag für die AfD gewinnt, das kommt doch einer Abtreibung in letzter Minute schon sehr nahe. Das wollten sie auch nicht. Dann lieber jetzt den großen Krach, und wenn es denn sein muss, auch den Bruch der Koaltion. Eine Liebesheirat war es schließlich auch nicht, und dabei den Friedrich loswerden, wäre ja auch noch ein schöner Nebeneffekt.

Dumm gelaufen, das alles.

Die Demokratie hat endlich wieder einmal eine Schlacht gewonnen.

Die „UnsereDemokratie“ ist mit eingezogenem Schwanz zum Wundenlecken in die Sommerferien gezogen.

Was wird wohl in der nächsten Spielzeit auf dem Programm stehen?