Felix Banaszak

Ein bisschen erinnert mich Felix Banaszak an Peter Ustinov in der Rolle des Nero.

Als Grünen-Vorsitzender nach Lang und Nouripour gehört es zu seinen Aufgaben, die Ampel-Vergangenheit vergessen zu machen. Das ist ein Job, der nicht an Neros warme Sanierung Roms heranreicht, aber in Anklängen doch Ähnlichkeiten aufweist.

Banaszaks geistige Heimat stellt sich dabei als weit größer heraus als nur das grüne Wahlprogramm. Banaszaks geistige Heimat ist das „Wir “ der demokratischen Mitte, und er sieht sich berufen, dieser demokratischen Mitte als Bußprediger die Leviten zu lesen.

Ich visualisiere Banasaks Worte mit meinem lange nicht mehr aus der Schublade geholten Priester Messident.

„Rechtsextreme Kräfte dominieren die Agenda und wir stehen wie das Kaninchen vor der Schlange“

Es könne nicht angehen, dass wir uns ausschließlich mit den Positionen der AfD beschäftigen, es brauche einen Strategiewechsel, heißt es bei NIUS über seine Botschaft an die demokratische Mitte. 

„Es braucht einen positiven Gegenentwurf einer solidarischen, vielfältigen Gesellschaft, eines erfolgreichen ökologischen Wandels, einer gerechten Verteilung von Wohlstand und Chancen.“ 

Was mag der Mann wohl meinen?

Als die AfD gegründet wurde, wohlgemerkt als Gegenentwurf (Alternative) zur Politik  der Merkel CDU und ihrer SPD-Koalitionäre, die gemeinsam grüne Politik betrieben, hatte er das Datum seiner Volljährigkeit doch bereits um acht Jahre überschritten, und er kann nicht als Entschuldigung vortragen, dass die Pflichten eines bürgerlichen Berufs ihm keine Zeit gelassen hätten, die politischen Entwicklungen zu verfolgen. Seit dem Abschluss seines Studiums der Sozial- und Kulturanthropologie und der Politikwissenschaften stand er aussschließlilch in Diensten der Politik.

Als die Ampel an den Start ging, gab es den Politikentwurf der AfD bereits seit sieben Jahren und alle Parteien der politischen Mitte gingen mit ihrem bewährten Gegenentwurf an den Start, darunter auch Banaszak, der 2021 erstmals in den Deutschen Bundestag eingezogen ist.

Nun, die Ampel, die eine noch grünere Politik noch radikaler vorangetrieben hat als die Merkel GroKo in den Jahren zuvor, ist krachend gescheitert.

Und wenn es etas gibt, was als Gegenentwurf zur AfD bezeichnet werden kann, dann war das der Koalitionsvertrag der Ampel. 

Mehr Migration. Mehr Vielfalt. Mehr Geschlechter. Mehr Energiewende. Mehr Mobilitätswende. Heizungsgesetz,  Inflation, Rezession, Deindustrialisierung, Majestätsbeleidigung, Waffenlieferung an die Ukraine …

Doch. Das war und ist der absolute Gegenentwurf zur AfD.

Aber: Aufgepasst! Banaszak fordert nun einen positiven Gegenentwurf zur AfD.

Daraus könnte man schließen, und nach der Sachlage auch feststellen, dass die bisherige linksgrüne Programmatik ein negativer Gegenentwurf gewesen sein muss, der Deutschland in vielerlei Hinsicht nahe an den Abgrund geführt hat.

Wowww!

Kann Banaszak das so gemeint haben? Logisch wäre das.

Versucht man allerdings logisch weiterzudenken, gerät man schnell in ein schwerwiegendes Dilemma. Versucht man das Problem zu visualisieren, kommt doch am ehesten eine Skala von -10 bis + 10 in Frage.

Setzt man die AfD nun, nach guter linksgrüner Sitte auf -10, und das glatte Gegenteil, also die demokratisch-grüne Mitte auf +10, dann bestehen die Möglichkeiten für einen Gegenentwurf ausschließlich darin, die demokratisch-grüne Mitte von +10 auf vielleicht +5 oder +2 zu setzen, also deutliche Abstriche vom eigenen Markenkern zu machen. Wandel durch Annäherung nannte man das früher einmal.

Aber will das Kaninchen, wenn es denn aus der Panikstarre erwachen und sich bewegen wollen sollte, tatsächlich näher an die Schlange heranrücken?

Das hat Banaszak im Gespräch mit der Rheinischen Post mit folgender Ermahnung an die Adresse der Unionsparteien faktisch ausgeschlossen:

„Wenn man sich auf das Feld der Rechtsextremen begibt, sich in der Rhetorik annähert und von der AfD so sehr die Agenda diktieren lässt, dass man sie nur noch mit deren Stimmen umsetzen kann, dann stärkt man am Ende die AfD und nicht die vermeintlich demokratische Alternative.“

Es bleibt nur ein möglicher Ausweg übrig:

Die demokratische Mitte verschiebt den Endpunkt ihrer Skala von +10 auf +20. Das hieße, alles was nicht funktioniert oder sich als kontraproduktiv erwiesen hat, bleibt selbstverständlich Programm. Es wird nur viel mehr davon geben und es wird viel schneller und viel rücksichtsloser durchgesetzt.

Als ich erstmals sagte, ich hätte nie gedacht, dass ich mir einmal die Merkel zurückwünsche, wusste ich noch nicht, dass ich heute so weit sein würde, mir Scholz, Habeck, Baerbock und Lindner zurückzuwünschen.

… und Banaszaks Grüne sind noch nicht einmal in der kommenden Koalition vertreten!

Meine Oma hat das schon vor fünfzig Jahren gesagt:

Es kommt selten etwas Besseres nach.