EU Strafmaßnahmen gegen US Tech-Riesen

Ja, macht nur euren Handelskrieg.

Natürlich hat Trump vorgelegt. Er hat auch hinreichend begründet, warum und was sein Ziel ist.

Diese Begründung kann man ablehnen. Man kann auch zu der Überzeugung gelangen, dass nicht China und die EU die USA über den Tisch gezogen haben, weil die schließlich reale Waren geliefert haben, sondern die USA, weil die alles nur mit uneintreibaren Schulden bezahlt haben.

ABER:

Man muss auch den Willen zur Versöhnung aufbringen und darüber diskutieren, wie eine gerechtere Welt-Wirtschaftsordnung aussehen sollte, und vor allem mit welchen Maßnahmen man in einem überschaubaren Zeitraum, in dem alle die Möglichkeit haben, sich darauf einzustellen, dahin gelangen will.

Wie am Donnerstag bereits angesprochen sind auch Gegenzölle Zölle und wirken daher auf beide Seiten so, wie Zölle nun einmal wirken, nämlich negativ.

Verrückt wird es aber vollends, wenn Zölle gegen Unternehmen erhoben werden, von deren Leistungen man selbst vollkommen abhängig ist.

Um nur zwei Beispiele zu nennen:

Es gibt in der gesamten EU nichts, was auch nur ansatzweise die Leistungen von Google bieten könnte. Damit meine ich nicht nur die kostenlosen Leistungen der Suchmaschine, die praktisch jeder Europäer zwischen 12 und 92 Jahren nutzt, sondern auch die Möglichkeit, relativ preiswert und relativ erfolgreich nicht nur zielgruppengenaue, sondern auf den einzelnen Nutzer abgestimmte Werbung zu schalten.

Die Gefahr, dass Suchanfragen bei Google gebührenpflichtig werden, und pro Anfrage über das Google-Konto des Nutzers 10 Cent vom PayPal-Konto des Nutzers abgebucht werden,  ist als Gegenreaktion doch real. Mich alleine würde das pro Monat mindestens 150 Euro kosten. Das wäre Kaufkraft, die in die USA abfließt. 450 Millionen Europäer, die täglich durchschnittlich nur einmal googeln, kämen damit schon auf 1,35  Milliarden Euro – pro Monat.

Hier wird ein Krieg eröffnet, der nicht gewonnen werden kann.

Da muss man noch nicht einmal an das Quasi-Monopol von Microsoft denken. Natürlich würden auch da Zölle oder zollähnliche Strafzahlungen problemlos – und gerne auch mit Aufschlag – an die Kunden weitergegeben werden, und auch da besteht eine unauflösliche, millionenfache Abhängigkeit, und das nicht nur bei Unternehmen und Privaten, sondern eben auch in der öffentlichen Verwaltung.

Wir sind halt digitale Waisenkinder. Nicht, weil unsere Entwickler vor 50 Jahren zu blöd gewesen wären.  Eher weil man ihnen keine Aufmerksamkeit  geschenkt hat, sie für Spinner hielt und sie mit den gleichen restriktiven Vorschriften behindert hat, wie jeden der mit einer neuen Idee ein Unternehmen gründen will.

Ich war 1979 hautnah dabei, als bei SIEMENS im Unternehmenbereich Bauelemente beschlossen wurde, sich nicht mit der Entwicklung von Chips für PCs zu beschäftigen. Begründung: „Hat keine Zukunft. Wenn erst einmal alle Hausfrauen ihre Kochrezepte gespeichert haben, ist das alles wieder tot.“ Drei  Jahre später hat man sich dann besonnen und eiligst begonnen, selbst PCs zu bauen. Allerdings von Anfang an mit dem MS DOS Betriebssystem von Microsoft – also in einer unauflöslichen Abhängigkeit. Der Versuch mutiger Entwickler auf der ganzen Welt, das Open Source Betriebssystem LINUX als Konkurrenz zu MS zu entwickeln war zwar technisch für einige Jahre erfolgreich und wird als Server-Betriebssystem gerne genutzt, hat sich im Desktop-Bereich aber nicht durchsetzen können und bildete daher nie eine wirtschaftliche Basis für eine kontinuierliche, zuverlässige Weiterentwicklung heraus.

Schutzzölle mögen geeignet sein, die eigene Wirtschaft oder einzelne Branchen der eigenen Wirtschaft zu erhalten, wenn die Gefahr strategischer Abhängigkeiten droht.

Mit Zöllen etwas schützen zu wollen, was man gar nicht hat, ist ein gefährlich-törichtes Unterfangen und verstärkt allenfalls die Abhängigkeit bis hin zur offenen Erpressung.