
Man kommt sich vor wie auf dem Weltkongress der Bußprediger-Millionäre, beim Impuls-Vortrag „Angst macht gläubig“.
„Letzte Hoffnung von der Leyen“ titelt der Spiegel einen als „Newsletter“ bezeichneten Beitrag von Arvid Haitsch.
Das klingt so, als sei von der Leyen der letzte Strohhalm – und wer den nicht ergreift, der muss ersaufen, denn nach von der Leyen, nach dem Letzten, kommt nichts mehr.
Weil 2025 endlich günstige Elektroautos für die Massen kommen könnten, aber sogar Scholz und Habeck den Druck auf die Autoindustrie reduzieren, käme es jetzt umso mehr auf die EU-Kommission an, meint Avid Haitsch.
Überhaupt meint Avid Haitsch, weil die Automobilindustrie nur noch mit der Peitsche dazu zu bewegen ist, endlich E-Mobile zu bauen, dürften die Strafzahlungen für den zu hohen Flottenverbrauch keinesfalls in letzter Minute noch in Zweifel gezogen werden.
Weiter begründen muss Haitsch das gar nicht mehr. Er baut darauf, dass die weitverbreitete Angst vor dem Klima schon ganz von alleine anspringen wird, wenn er nur ein paar Mal das gesichert gemeingefährliche Giftgas „CO2“ erwähnt.
Haitsch fordert die SPIEGEL-Leser geradezu dazu auf, es den streikenden Volkswagen Mitarbeitern gleich zu tun, und tatkräftig den Untergang der deutschen Automobilwirtschaft zu fördern und sich zu freuen, wenn Ursula von der Leyen standhaft bleibt und eben dieser Branche neben den bereits eingetretenen Problemen auch noch Strafzahlungen von rund 16,7 Milliarden Euro (nur für 2025) aufbürdet, wovon alleine VW 7,7 Milliarden zu stemmen haben wird.
Haitsch glaubt daran, dass die Branche lieber E-Autos, statt rentabler alter Verbrenner in den Markt drücken wird, weil das die Rendite weniger belasten würde als das Bußgeld, das deshalb das wirksamste Förderprogramm für die E-Mobilität sei.
Wie verräterisch seine Sprache ist, ist Haitsch wohl nicht aufgefallen. Er sagt letztlich, E-Autos müssten mit Verlust in den Markt gedrückt werden, während Verbrenner sich mit Gewinn wie von selbst verkaufen.
Ja warum ist das wohl so?
Das deutsche Stromnetz pfeift aus dem letzten Loch. Zweimal in den letzten Wochen sind wir gerade noch mit einem blauen Auge dem Blackout entkommen, weil die europäischen Nachbarn an den Übergabepunkten bis zu 20 Gigawatt eingespeist haben, das technisch mögliche Maximum, und der Winter kommt erst noch …
Norweger, Schweden und Dänen schimpfen auf Deutschland, weil wir im Verbundnetz auch ihre Strompreise in unanständige Höhen treiben und denken laut darüber nach, die Verbindungen zu kappen.
Da grenzt es doch an Wahnsinn, den Stromverbrauch noch weiter in die Höhe treiben zu wollen, wie es an Wahnsinn grenzt, die sowieso schon notleidende Automobilindustrie mit mörderischen Flottenzielen zum wirtschaftlichen Harakiri zu bewegen.
Dann damit zu kommen, dass anderswo die E-Mobilität Fortschritte macht, ist einfach unlauter. Anderswo kommt beliebig viel Strom aus der Steckdose, und zwar zu Preisen, von denen wir in Deutschland nur noch träumen können. Anderswo arbeiten Kernkraftwerke, anderswo gibt es nahezu unerschöpfliche Energie aus Wasserkraftwerken, anderswo verbrennt man Kohle zur Stromerzeugung ohne sich wegen jeder Tonne CO2 tonnenschwer in die Hosen zu machen.
Aber wir, wir sollen ohne Strom mit E-Mobilen das Klima retten.
Das ist der direkte Weg zurück in die Steinzeit, und ich wage zu behaupten, die grün-woken Freunde des Klimas von 1881 werden am lautesten jammern und weinen, wenn die unvermeidlichen Folgen dieser Politik gnadenlos zuschlagen – und Avid Haitsch wird vermutlich zu den Ersten gehören, denen es trotz Dunkelflaute gelingen wird, das Fähnlein in den nicht wehenden Wind zu hängen.