Der große Zoll-Zampano

Pad 14 /2025 – Hier auch als PDF verfügbar: Pad14 2025 Der große Zoll-Zampano

 

Was Donald Trump der staunenden Welt mit seinen Zollverordnungen  vorführt, erinnert an zirzensische Artistik allerhöchster Güte, reif für das alljährliche Festival in Monaco. Ob es sich dabei um einen halsbrecherischen Drahtseilakt handelt oder um einen Clown, der mit riesigen Schuhen versucht auf dem Schlappseil, 20 Zentimeter über dem Boden die Manege zu durchqueren, wird sich erst noch herausstellen müssen.

(Video als Medizin gegen aufkommende Schnappatmung)

Oh, mein Papa!

Zölle auf Einfuhren aus

China – 34%
EU – 20%
Indien – 26%
Japan – 24%
Großbritannien 10 %
Schweiz – 31%
Südafrika – 30%
Taiwan – 32%
Brasilien – 10%
Südkorea – 25%
Israel – 7%

sowie

25% auf PKW, leichte LKW und Autoteile

und

10% auf alle anderen Importe.

Träte Trump im Weltzirkus als Jongleur auf, dann würde das zu zahlen habende Publikum ihn gesehen haben, wie er 13 Keulen unterschiedlicher Größe, Bemalung und Gewicht in schneller Folge durchs Zirkusdach in den Himmel wirft – und nun bange darauf warten, wo sie auf dem Rückweg einschlagen werden. Dass der Jongleur sie auffangen wird, kann ausgeschlossen werden, denn er hat die Manege unter den Klängen der Zirkuskapelle längst wieder verlassen.

(Video gegen aufkeimende Panik dringend empfohlen)

Seit ich erstmals von Alexander dem Großen und seiner Großtat mit dem gordischen Knoten gehört habe, ist mir nichts wieder untergekommen, was dem Geniestreich, „Zerstören statt aufdröseln“, auch nur halbwegs nahe gekommen wäre. Bis heute. Bis Trump als der große Zoll-Zampano die Weltwirtschaft mit einem Streich in tausend Stücke zerschlagen hat.

Als die Briten im Ersten Weltkrieg ihre Seeblockade gegen Deutschland verhängten, war dies eine strategische Maßnahmen gegen einen Feind, die durchaus erhebliche, teils verheerende Wirkung zeigte. Trumps Zölle unterscheiden sich von dieser Blockade nur darin, dass die USA sich selbst von dringend benötigten Importen abschneiden und das, was dennoch durchkommt, teuer bezahlen müssen.

Dass es eine schwere Zeit des Übergangs werden würde, hat Trump selbst erkannt und seinen Amis verkündet, aber eben auch, dass danach paradiesische Zustände ausbrechen werden, gegen die das Schlaraffenland vollständig verblassen werde.

Ganz im Ernst
(Gegen tiefe Depressionen: Immer wieder eines der oben eingebundenen Videos reinziehen!)

Mit dem ersten Teil dieser Prophezeihung hat er zweifellos recht, für den zweiten braucht es einen unerschütterlichen Glauben.

Die Auswirkungen für die USA sehen – noch ganz ohne Gegenzölle – eher so aus:

  • Die privaten Haushalte in den USA sind bis weit hinauf in die Reste der bereits weitgehend ausgedünnten Mittelschicht maßlos überschuldet. Mehrausgaben für den Konsum sind kaum noch darstellbar, allenfalls über die weitere Aufblähung der Geldmenge durch zusätzliche Verschuldung.
  • Die Kompensation dieser Zölle durch Preissenkungen ist weder den exportierenden Produzenten noch den importierenden Handelsunternehmen möglich, ohne direkt auf die Insolvenz zuzusteuern. Die Preise dieser Produkte werden in den USA folglich um die verordneten Zölle steigen.
  • Die Annahme, es könne relativ schnell gelingen, die notwendigen Produktionen im Binnenmarkt hochzuziehen und damit Arbeitsplätze zu schaffen und über die dort anfallenden Löhne die fehlende Kaufkraft zu generieren, beruht auf einem Irrtum. Die Kaufkraft insgesamt steigt zwar, der Anstieg entfällt aber nur auf die zusätzlich Beschäftigten. Der große Rest bleibt außen vor, und ob die Löhne der zusätzlich Beschäftigten ausreichen, um wenigstens diesen den durch Zölle verteuerten Konsum zu ermöglichen, muss bezweifelt werden.
  • Die Annahme, aus den eingenommenen Zöllen könnte die benötigte Kaufkraft über staatliche Programme in den Markt gebracht werden, beruht auf einem Irrtum. Zölle sprudeln nur, wenn die Kaufkraft bereits vorhanden ist, dies wird aber weder heute noch in einem Jahr der Fall sein.
  • Sollen die privaten Haushalte die Zölle zahlen können, damit Geld in die Staatskasse kommt, müssen vorher Milliardenbeträge als Helikoptergeld über den USA ausgeschüttet werden. Der Effekt ist dann der, dass die Inflation steil anzieht, die ausländischen Produkte dennoch in bisherigen Mengen gekauft werden und die ausländischen Erzeuger ihre gewohnten Gewinne aus dem Export in die USA einfahren können. Die Zoll-Einnahmen werden dann benötigt um die inflationär gestiegenen Staatsausgaben zu bezahlen. Eine einheimische US-Produktion entsteht nicht, weil die Zölle die erhoffte Schutzwirkung nicht entfalten.

Die Auswirkungen für die Exporteure – ebenfalls noch ohne Gegenzölle betrachtet – werden so aussehen:

  • Gelingt es den USA, die Kaufkraft der Konsumenten soweit zu stärken, dass die Exportgüter dort weiterhin abgenommen werden,  gibt es bei den Exporteuren keine Auswirkungen. Dies ist allerdings unwahrscheinlich (siehe oben).
  • Gehen die US-Importe zurück, müssen die Unternehmen der Exportwirtschaft  versuchen, andere Märkte zu erschließen, was sie längst getan hätten, wenn das so einfach wäre, oder die Produktionskapazitäten anpassen.
  • Je nach Anteil der bisher für die USA bestimmten Produktion können diese Anpassungsmaßnahmen von moderatem Arbeitsplatzabbau bis zur Schließung ganzer Standorte reichen. In Fällen, in den die Abhängigkeit von Exporten in die USA mehr als zwanzig Prozent der Kapazität betrifft, ist ein wirtschaftlicher Weiterbetrieb der Unternehmen wegen der Fixkostenprogression nicht mehr möglich.
  • Insgesamt ist in allen betroffenen Staaten mit einem Anstieg der Arbeitslosigkeit, mit dem Rückgang der Binnenkaufkraft, der Steuereinnahmen und Sozialbeiträge zu rechnen, während der Aufwand für die Alimentation der Arbeitslosen steigt.

Auswirkungen von Gegenzöllen

  • Gegenzölle sind Zölle und wirken folglich wie Zölle, nur eben auf der jeweils anderen Seite. Es kommt quasi im gesamten westlichen Wirtschaftsraum zum Anstieg der Konsumentenpreise bei gleichzeitig sinkender Massenkaufkraft  durch Arbeitslosigkeit.

Die Weltwirtschaft

Die Weltwirtschaft wird noch deutlicher als bisher in zwei Einflusszonen aufgeteilt. Auf der einen Seite die in den Zoll- und Handelskrieg verwickelten Staaten, die sich gegenseitig schwächen, ihre Wirtschaft ruinieren, mit Arbeitslosigkeit und sozialen Verwerfungen zu rechnen zu haben, auf der anderen Seite die BRICS-Staaten samt dem „globalen Süden“, die damit fortfahren, ihre wirtschaftlichen Verbindungen auszubauen, ohne dabei erkennbar gegeneinander nach wirtschaftlicher Dominanz, bzw. Ausbeutung zu streben.

Beides kann Trump so nicht wollen, und falls doch, dann nur um damit ein gänzlich anderes Ziel zu erreichen, das er bisher geschickt versteckt hält. Mit allen betroffenen Staaten, einschließlich der EU und ihrer Staaten, zu Deals zu gelangen, kann es m.E. nicht sein. Die hätte er sich einzeln weit einfacher herauspicken und bearbeiten können, als mit diesem Rundumschlag eine gemeinsame Front gegen sich herzustellen. Was aber dann?

Sicher bin ich mir nicht, vor allem auch, weil es dazu noch weiterer Schritte Trumps bedürfte, die in die gleiche Richtung wirken und die Entwicklung bis zum Point of no Return verstärken. Mit Reaktionen auf angedrohte Gegenzölle hätte er dazu übrigens eine gute Gelegenheit quasi selbst erschaffen.

Ziemlich sicher ist: Was Trump mit seiner Zoll-Nummer im Staatszirkus der USA anzurichten begonnen hat, ist die rapide Inflationierung des Dollars, die von den mit Zöllen verteuerten Importgütern auf das gesamte Angebot im Binnenmarkt überspringen wird. 

Es gibt gar keinen anderen Weg, als den in die Inflation, weil jeder Versuch, die Geldmengenausweitung zu verhindern, direkt auf die Wiederholung des Schwarzen Freitags von 1928 hinauslaufen würde. Also auf eine hochgradig deflationäre Entwicklung in einem Markt, dessen gesamtes Angebot aus der (zu teuren) Binnenproduktion stammt, das aber mangels Kaufkraft nicht abgenommen werden kann.

Inflationiert aber der Dollar erheblich, werden Kursverluste an den Devisenmärkten nicht ausbleiben. Entwickelt sich daraus ein stabiler Trend, werden weltweit zunehmende Dollarverkäufe die Abwärtspirale beschleunigen – und dann rückt er in greifbare Nähe, der Dollar-Crash, mit dem angenehmen Nebeneffekt, dass von den Staatsschulden der USA, bzw. von den diesbezüglichen Forderungen/Vermögen der Gläubiger kaum noch etwas übrig bleibt.

Ein reinigendes Gewitter, das die Welt erschüttert und viele große Vermögen und kleine Ersparnisse vernichtet.

Was übrig bleibt, sind die Sachwerte.

Grund und Boden vergehen nicht. Fabriken samt Maschinen und Inventar überstehen den Sturm. Möglicherweise haben die alten Eigentümer neuen Eigentümern Platz gemacht. Spielt keine Rolle.

Auch die Beschäftigten dieser Fabriken werden nach wie vor in der Lage sein, die Maschinen und Computer zu bedienen, und sich in ihre Autos setzen und zur Arbeit fahren, sobald es dort wieder etwas zu verdienen gibt, von dem man sich zuverlässig etwas kaufen kann.

Es kommt nur darauf an, wieder durchzustarten. Das Startsignal ist die Währungsreform, das Streichen von Nullen auf den Konten – und schon kann es wieder losgehen, schon werden die Karten neu gemischt.

Am Ende ist America great again.

Niemand auf der Welt kann das aufhalten.
Wer geschickt ist, kann sich dabei gesundstoßen.