Deckel zu – Mieter tot.

Die Illusion der Kommunisten, sie könnten den Kapitalismus planwirtschaftlich besiegen, ist schon länger gescheitert.
Der kommunistische Grundtenor der rot-rot-grünen Berlinregierenden, hat eine neue Illusion hervorgebracht, nämlich die, dass es möglich sei, kapitalistische Investoren zur Umsetzung kommunistischer Visionen zu gewinnen.

Ich weiß nicht, ob es noch zulässig ist, hier ein Asterix-und-Obelix-Zitat zu verfremden: Das, mit der legendären Erkenntnis: „Die spinnen, die Römer!“ Und zwar nicht, weil ich fürchte, Egmont-Ehapa, Uderzo oder Goscinnys Erben könnten mich wegen Urheberrechtsverletzungen verklagen, sondern weil sich unter den Berliner Genossen und Genossinnen aller Rot- und Grünschattierungen mit hoher Wahrscheinlichkeit jemand finden könnte, der gute Beziehungen zur Antifa oder zu einem Staatsanwalt unterhält. Schmerzhaft wäre beides. Also lasse ich es bleiben. 

Emotionslos betrachtet ist der Mietendeckel genau das, was Berlin nicht braucht.

Was Berlin braucht, ist ein ausreichendes Angebot an Wohnraum.

Selbst die Römer, und zwar die zur Belustigung der Comic-Freunde gezeichnete Sorte die wir von Asterix und Obelix kennen, würden die Idee, die Wohnungsnot in Rom dadurch zu lindern, dass man das Geschäft mit der Wohnraumvermietung so lange kaputtreglementiert, bis es keinen Spaß mehr macht, für doch etwas überambitioniert halten.

Natürlich hat der Kommunist lebenslänglich verächtlich von seinem hohen Ross auf so sonderbare Konstrukte, wie etwa „Vertragsfreiheit“ herabgeschaut und ist deshalb in Bezug auf das Theorem von Angebot und Nachfrage vollkommen unbeleckt. Wozu Angebot? Wozu Nachfrage? Wozu Markt? Wozu Preisbildung? Alles Firlefanz! Es genügt doch völlig, verdienten Genossen den benötigten Wohnraum zuzuweisen und weniger verdienten halt auch weniger.

Wenn auf diese Weise die Wohnraumbewirtschaften in den Händen der Partei liegt, ist die Frage der Miete doch nur noch eine Frage des nächsten Zehnjahresplanes, in dem das künftige, ausgewogene Verhältnis zwischen dem Einkommen der jungen, nachwachsenden Komsomolzen und ihren Ausgaben für Wohnung, Nahrung, Kleidung, Mobilität, Kommunikation und Sonstiges so festgelegt wird, dass der Plan am Ende aufgeht.

Nun sollte man meinen, dass selbst der ehemals unter sowjetischer Besatzung stehende Ostteil Berlins seit drei Jahrzehnten nicht mehr planwirtschaftlich verwaltet, sondern marktkonform regiert werden könnte, gäbe es unter der Nomenklatura nicht das unstillbare Verlangen, vom Volk geliebt und mit 99,7 % immer wieder gewählt zu werden.

Da ist es doch scheißegal, ob es in Berlin für alle Zuzugswilligen und für alle dringend benötigten Fachkräfte die dringend benötigten, guten und bezahlbaren Wohnungen gibt. Solange es gelingt, denen, die bereits in einer Wohnung in Berlin sitzen, mittels Mietendeckel ein paar Rubel Ersparnis zu verschaffen, solange werden aus dieser Klientel noch viele Jahre lang ausreichend viele Wähler für die SPD (Sterbende Partei Deutschlands), für die LINKE (Linientreue INternationale Kommunistische Einheitspartei) und die Grünen (Grün hinter den Ohren) stimmen.

Da kann man sich auch alle paar Jahre vor den Wahlen hinstellen und mit stolz geschwellter Brust und von der Last der Jahre halb gebrochener Stimme erklären: „Niemand hat die Absicht, eine Miete zu erhöhen!“

Das reicht.

Es reicht nicht. Die Annahme man könne die Wohnungssituation der einstigen Hauptstadt der DDR in Bezug auf Alter, Ausstattung Renovierungsbedarf und Miete mühelos auf die jetzige Hauptstadt der BRD übertragen, könnte nur gelingen, wenn es zugleich gelänge, wieder eine Mauer zur Verhinderung der Republikflucht zu bauen. Bei aller Liebe, die den Wirtschaftsflüchtlingen aus aller Herren Länder zuteil wird, ein zumindest erklärungsbedürftiges Unterfangen.

Natürlich wird die Lage nicht von heute auf morgen schlimm. Ein Haus, das nicht mehr gepflegt wird, braucht schon ein paar Jahre, bis es ihm anzumerken ist. Doch nach ein paar Jahren Mietendeckel werden die Arbeitgeber Berlin verlassen, weil den hochqualifizierten Fachkräften, die sie brauchen, die vergammelten Wohnungen – trotz niedriger Preise – einfach nicht zuzumuten sind. Vielleicht werden auf diese Weise sogar Wohnungen frei, die, weil sie per Mietendeckel billig gemacht wurden, Armutsrentner und Langzeitarbeitslose anziehen, die sich das Wohnen in Potsdam und Treuenbrietzen nicht mehr leisten können, und auch die autofreie Stadt nicht scheuen, weil sie die Stromrechnung für ein eigenes Auto sowieso nicht bezahlen könnten.

Der Mietendeckel wird dazu führen, dass ganz Berlin zum Denkmal der Schande einer verfehlten Stadtentwicklungs-, Wirtschafts-, Sozial- und Wohnungspolitik  verkommt.

Werden die Mitarbeiter des Regierungsviertels dann wohl täglich per Luft-Taxi von Neu-Wandlitz an ihren Arbeitsplatz pendeln? Unter anderem, weil die Luft in der Stadt, nachdem das aus den Auspuffen der Verbrenner stammende Deodorant fehlt, doch auf einmal so miefig riecht, wie die ganze Stadt dann geworden sein wird?