Brüssel: Zeitumstellung im Schatten der Krisen

Immer wenn die großen Krisen die volle Aufmerksamkeit des Publikums in Anspruch nehmen, kommt die Stunde der Trickser, die es darauf anlegen, weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit lange gehegte Pläne still und heimlich in Gesetze und Verordnungen zu gießen, Schritt für Schritt, wie es Juncker formulierte, und wenn es keinen Aufschrei gibt, dann machen wir weiter, bis es unumkehrbar ist. Sie erinnern sich: Vor etwa drei Jahren hat die EU beschlossen, die lästige Umstellung der Uhren – im Frühjahr eine Stunde vor, im Herbst wieder eine Stunde zurück –  beenden zu wollen.
Und was ist bis heute in dieser Sache geschehen?

Nichts!

Offiziell heißt es, es sei schwierig, die Interessen aller noch verbliebenen Mitgliedsstaaten auf einen Nenner zu bringen, vor allem, nachdem sich nach dem BREXIT innerhalb der EU gänzlich neue Machtstrukturen herausgebildet hätten.

Doch das ist nur die halbe Wahrheit.

Das Bürokratiemonster in Brüssel, die Gurkenkrümmungsarchitekten und Traktorensitzvereinheitlicher, die Glühbirnenverbieter und Staubsaugerleistungsbeschränker verfolgen insgeheim einen ganz anderen Plan – und die Widerstände dagegen sind sowohl bei Traditionalisten, wie Ungarn und Polen, aber auch bei den Italienern und Franzosen groß.

Worum geht es also wirklich?

Der zuständige Kommissar für Normen, Vereinheitlichung und europäischen Exzeptionalismus, Vincencio Carambolaggio, dessen vergebliches Mühen um die Digitalisierung der EU noch niemandem ernsthafte Sorgen bereitet hat, ist zu dem Ergebnis gekommen: „Die Voraussetzung erfolgreicher Digitalisierung ist  die vorangehende Dezimalisierung des gesamten Systems physikalischer Einheiten. Und wo stehen wir bei der Zeit? Im dümmsten, problematischsten, fehleranfälligsten aller Systeme, die sich die Menschheit je hat einfallen lassen. Das vermaledeite Duodezimalsystem muss endlich auch aus dem Bereich von Sekunden, Minuten, Stunden und Tagen entfernt und durch das klassische Dezimalsystem ersetzt werden!“

Die Pläne sind weit gediehen. Im Schatten des Ukraine-Krieges, der erschlaffenden Pandemie und der Energiemangel-Hysterie soll noch heute das EU-Parlament in erster, zweiter und dritter Lesung das fix und fertige Gesetzespaket durchwinken, in dem mit Stichtag 01.01.2036 die uns von unserem Brüssel-Korrespondenten Meinrad Müller übermittelten Regelungen EU-weit in Kraft treten sollen:

EU plant Uhrzeit mit 10 statt 24 Stunden pro Tag

Meinrad Müller https://de.linkedin.com/in/mmberlin

EU plant generelle Zeitumstellung ins Dezimalsystem.

Ein Tag wird künftig statt in 24 nur noch in 10 Stunden eingeteilt.

Warum ein Tag in 24 Stunden eingeteilt wird und nicht in 10, diese Frage wird durch den EU-Ministerrat in Brüssel einer endgültigen Klärung zugeführt. Bis 31.12.2035 wird die bisherige 24-Stunden-Zeiteinteilung übergangsweise Gültigkeit behalten. Ab dem 01.01.2036 werden Tage dezimal in zehn (10) Stunden eingeteilt. Das Dezimalsystem (1, 10, 100, 1000, etc.) hat sich weltweit bewährt bei Längenmaßen, Gewichtsangaben, Volumen und Temperaturanzeigen. Folglich sei dieser Schritt im Hinblick auf die Zeitberechnung nur zwangsläufig und politisch auch gewollt.

Zu den herausragendsten Errungenschaften der Zivilisation zählt das Dezimalsystem. Das alte römische Zahlensystem mit Buchstaben (statt Ziffern) wie I, X, C, D, M, erwies sich unpraktikabel und als Hemmschuh für den globalen Handel. Geradezu selbstverständlich finden wir heute deshalb das praktisch anzuwendende Dezimalsystem.

Bewährtes Dezimalsystem

Die Vorteile des metrischen Zeitsystems werden überwiegen, so das Europäische Statistikamt, welches Staatsschulden ebenfalls im Dezimalsystem registriert. Zur Erinnerung: Das Zahlenchaos war zu Zeiten des Mittelalters selbst von Herzog- zu Fürstentum oft groß. Die Wertigkeit von Talern, Gulden und Hellern unterlag undurchschaubaren Wechselkursen. Erst die Umstellung der Währungen auf das Dezimalsystem erleichtere die Steuerberechnung, was heute niemand mehr vermissen möchte.

Übersichtstabelle

Zum leichten Erfassen der dezimalen Zeitrechnung nachfolgend eine kleine Übersicht, die von der Jetztzeit hinüber weist in glücklichere und dezimalere Tage des „Neuen Normal“. Es heißt ja nicht umsonst „Dem Glücklichen schlägt keine Stunde.“ Ab 2035 schlägt die Kirchturmuhr nur noch zehnmal pro Tag. Und dem Glücklichen schlägt bekanntlich ohnehin keine Stunde. Das Festhalten des letzten Stündchens ist für den Bemessenen ohne Belang.

A) Bisherige verwirrende Situation

1 Tag = 24 Std., 1 Std. = 60 Minuten, 1 Minute = 60 Sekunden
1 Sekunde = 1000 Millisekunden

B) Bewährte Dezimalmaßeinheiten

Beispiele:

1 Kilometer = 1000 Meter, 1 Meter = 100 Zentimeter, 1 Zentimeter = 10 Millimeter

1 Kubikmeter = 1000 Liter, 1 Liter = 1000 Kubikzentimeter
1 Kubikzentimeter = 1000 Milliliter

C) Ab 1.1.2036 dezimale Zeitmaßeinheiten

Nomenklatur

Zeitbezeichnung: NNTNew Normal Time

1 Tag 10 NNH (Stunden) New Normal Hours

1 Stunde 100 NNM (Minuten) New Normal Minutes

1 Minute 100 NNS (Sekunden) New Normal Seconds

1 Stunde 10.000 NNS (Sekunden) New Normal Seconds

1 Tag 1000 NNM (Minuten) New Normal Minutes

Zusätzlich wird die derzeit brachliegende europäische Uhrenindustrie gefördert, um neue Uhren zu produzieren. Für deren Subventionierung sind im 5-Jahresplan 2030 bis 2036 bereits 17,2 Milliarden Euro vorgesehen.

Für die Zeitspanne ab dem Jahre 2049 wird an einer weiteren Vereinheitlichung gearbeitet, wonach das Jahr in 10 Monate zu je 36 Tagen aufgeteilt werden solle. Der bisherige 1.April fiele dann bereits auf den 18. Tag des neuen dritten Monats.

Da meint man immer, der Gipfel der Verrücktheiten sei bereits überschritten, doch Brüssel belehrt uns halt immer wieder eines Besseren. Es ist zum …. !