Aus meinem Leben

Im Grunde war ich immer ein netter, eher zurückhaltender Mensch, lieber Beobachter als Akteur, doch wenn ich heute so zurückblicke, dann war ich doch bei einigen wilden Achterbahnfahrten mitten drin.

Es ist jetzt genau 25 Jahre her. In Hannover fand die Expo2000 statt, die Familie hatte sich für ein langes Wochenende dort verabredet, doch mir war etwas dazwischen gekommen. Ich war in Kapstadt. Zusammen mit einem Klienten, den ich bei der Umgestaltung und Erweiterung seines Unternehmens beriet, um dort die Übernahme eines Unternehmens zu begleiten und in diesem Zusammenhang einen Millionenkredit von einer südafrikanischen Bank einzufädeln.

Das Gespräch in der Bank lief ganz gut. Es ging viel um die Chancen und Risiken des Euro, dessen Einführung als Bargeld kurz bevorstand. Der Businessplan, den wir vorstellten, überzeugte. Problematisch war nur unser Ansinnen, Teile des auf Rand lautenden Kredits und spätere Gewinnabschöpfung unter Umgehung der strengen Devisenkontrollvorschriften nach Deutschland zu transferieren. Die Kreditentscheidung ließ auf sich warten.

Wir waren am Flughafen für den Rückflug, hatten das Gepäck eingecheckt und tranken noch einen Kaffee, als mein Handy klingelte. Es war die Absage.

In München gelandet stieg ich in mein Auto und fuhr nach Hannover, um doch noch zur Familie zu stoßen.

Und dann ging es los, und ich steckte mitten in einer Geschichte, die mir heute noch manchmal kalte Schauer über den Rücken laufen lässt.

Mein Klient hatte mir – ich war noch in Hannover – mitgeteilt, er werde sich das Geld jetzt anderweitig besorgen, und zwar noch viel mehr, als wir bis dahin für erforderlich gehalten hatte. Er seit auf dem Weg nach Venezuela. Er melde sich wieder.

Obwohl ich ihm dringend geraten hatte, die Finger von zwielichtigen Geschäften auf dem grauen Kapitalmarkt zu lassen, war er offenbar bereit, das Risiko auf sich zu nehmen. Es stellte sich bald heraus,  dass er sich auf die Mafia eingelassen hatte. Leute, die ihn hinhielten und dabei schamlos ausplünderten, bis er mittellos in Caracas saß. Jede Nacht kamen seine Anrufe. Er brauche noch Geld. Einige tausend Dollar alleine für einen Gesundheitscheck, weil er eine Lebensversicherung abschließen müsse. Weitere tausende Dollar für eine große Anzahl von Lederkoffern …

Ja, ich habe ihm per Western Union Geld geschickt. Viel Geld. Insgesamt 50.000 Mark. Aber es reichte immer noch nicht. Eines Nachts klingelte dann wieder das Telefon. Es war nicht mein Klient. Es war „der Onkel“. Der verlangte kategorisch, ich solle sofort nach Caracas fliegen, genug Geld mitbringen, sonst würde ich meinen Freund nie wieder sehen. Ich bin nicht geflogen. Ein gemeinsamer Bekannter, ein Ägypter, hat ausgeholfen.

Dann saß mein Klient endlich mit seinen zwanzig Koffern im Flugzeug, war wundersamerweise unkontrolliert durch den Zoll in Caracas gekommen und befand sich auf dem Weg nach Singapur. Das war die Bedingung für den Kredit. Drogenschmuggel im ganz großen Stil. Unterwegs hat er die Koffer verloren …

Natürlich nicht. Die wurden schlicht abgezweigt, doch ihm wurde erzählt, er müsse die Tour noch einmal machen.

Während so die Wochen vergingen, versuchte ich, ihn in seinem Umternehmen zu vertreten. Die Mitarbeiter wurden unruhig. Alles war irgendwie gespenstisch, auch weil die Liquidität schnell dahinschrumpfte. Dann war Funkstille. Kein Kontakt mehr.

Mir war klar geworden, dass mein Klient sterben sollte. Dass die Lebensversicherung, die er abschließen musste, nur einen Zweck hatte, nämlich die Lieferung, die er begleitet hatte, zu bezahlen, mit dem Geld, das von den Abnehmern vorher auf getürkte Policen in kleineren Beträgen eingezahlt worden war, was dann beim Tod des Versicherten auf einmal ausgeschüttet werden sollte. Eine perfide Form der Geldwäsche.

Jahre später habe ich, auf diesen Erlebnissen aufbauend und um sie herum, einen Roman geschrieben. 

Der Erbe eines notleidenden Reiseunternehmens, der sich in jungen Jahren Geld von der Mafia besorgt hat, ist zu einer wichtigen Figur in der europäischen Drogenlogistik aufgestiegen. Sein raffinierter Plan, die Übergabe größerer Mengen von Drogen sicherer zu machen, wird von der Familie in Sizilien angenommen. Beim ersten Probelauf kommt es zum Fiasko. Mehrere Millionen fallen in die falschen Hände. Jeder verdächtigt jeden. Ein privater Geheimdienst schaltet sich ein und eine gnadenlose Jagd quer durch Europa beginnt und endet schließlich – über Caracas – in Sinagpur.

Spannend von der ersten bis zur vierhundertachtundvierzigsten Seite.

Es geht um Geld, um Gier, um Liebe, um Rache, um ungesühnte Morde und so etwas wie Nibelungentreue. Dabei zeigt die Erzählung auf subtile Weise in vielen Facetten, wie es gehen kann, dass du plötzlich tief in ein mörderisches Abenteuer verstrickt bist, von dem du niemals geglaubt hättest, jemals auch nur in die Nähe solcher Machenschaften zu gelangen

Das Buch, das ich Ihnen für Ihren Urlaub empfehle.

ISBN 978-3- 7504-6044-7
Taschenbuch, 448 Seiten, 18,80 €
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