- Die einlullende Mär
vom abgekarteten Spiel
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- Wann immer etwas spannend
zu sein scheint, findet sich einer, der sie verbreitet. Die Mär
vom abgekarteten Spiel.
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- "Alles nur Theater!",
heißt es dann. "Die tun nur so, als ob sie sich streiten.
In Wahrheit steht das Ergbnis längst fest.
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- Wir sollen glauben, da wird
wirklich um die beste Lösung gerungen, wir sollen glauben,
da gibt es wirklich Meinungsverschiedenheiten: Irrtum! Die stecken
alle unter einer Decke und machen uns etwas vor!"
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- Die Solches verbreiten haben
nicht immer unrecht. Es gibt Verabredungen - manche nennen es
Verschwörungen - mit dem Ziel, getrennt zu marschieren,
um dann vereint zu schlagen. Es gibt Inszenierungen, um dem Wähler
Vielfalt vorzugaukeln, wo in Wirklichkeit nur Einfalt herrscht.
Es gibt manipulierte Fußballspiele und bestochene Schiedsrichter...
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- Aber das sind die Ausnahmen.
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- Wer sich auf diese Mär
einlässt, wird zwangsläufig entweder total entpolitisiert,
weil er glaubt, es habe ja sowieso ALLES keinen Sinn, oder er
wird radikalisiert, weil er glaubt, ein Ende der Klüngelei
ließe sich nur noch gewaltsam herbeiführen.
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- Beide Gruppen fallen für
die ernsthafte Auseinandersetzung aus und spielen damit jenen
in die Hände, die sich als politische Führungskräfte
von der Demokratie nicht getragen, sondern behindert fühlen.
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- Wer ernsthaft glaubt, alles
sei abgesprochen, macht derartige Absprachen wahrscheinlicher,
weil sie sich gegenüber einem Heer von Schlafschafen ungestraft
inszenieren lassen.
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- Bleiben wir nüchtern und
fragen uns: Wo haben politische Entscheidungen ihren Ursprung?
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- Es gibt zwei maßgebliche
Quellen, nämlich den Sachzwang und den Egoismus. Daneben
spielen Ideologien, Dummheit und Unwissen, sowie die daraus resultierenden
Ängste, bzw. eine darauf gegründete, törichte
Zuversicht eine maßgebliche Rolle, sind jedoch nicht Auslöser,
sondern wirken immer nur lenkend, verstärkend und beschleunigend.
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- Betrachten wir unter diesen
Prämissen den Streit zwischen den Schwesterparteien CDU
und CSU, erweitert um die beiden Fronten, an denen der Koalitionspartner
SPD und die konservative Konkurrenz AfD bekämpft werden
müssen, ist ein zwischen Seehofer und Merkel abgekartetes
Spiel, das noch dazu in Merkels Sinne ausgehen soll, nicht mehr
denkbar.
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- Denn das Ergebnis eines solchen
abgekarteten Spiel kann nicht anders aussehen, als dass die Politik
der offenen Grenzen, allenfalls mit kosmetischen Korrekturen,
fortgesetzt wird.
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- Genau das schwächt allerdings
die sowieso schon angeschlagene CSU, die das - nur noch wenige
Monate vor der Landtagswahl - keinesfalls gebrauchen kann, und
stärkt, weit über Bayern hinaus, die AfD.
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- Vollkommen unabhängig davon,
ob die bayerischen Lösungsvorschläge sachlich richtig
oder falsch sind, können sie in der momentanen Situation
nicht korrigiert oder gar aufgegeben werden. Dagegen steht der
Überlebenswille der CSU, die den einmal eingeschlagenen
und für nützlich gehaltenen Weg jetzt durchhalten muss,
bis die bayerischen Wähler entschieden haben.
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- Anders sieht es bei der CDU
aus. Die CDU könnte ihre Doktrin der offenen Grenzen durchaus
aufweichen oder aufgeben und damit sogar bundesweit Zustimmung
gewinnen. Dass Angela Merkel an dieser Stelle jedoch keinen Fingerbreit
zurückweicht, es auf den Showdown geradezu ankommen lässt,
bringt ihr und der CDU keinen Gewinn und kann allenfalls der
CSU schaden.
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- Was, bitte, soll da abgekartet
sein?
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- Der gemeinsame Untergang der
C-Parteien?
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- Nein.
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- Hier findet ein Machtkampf statt,
in dem es darum geht, mit allen Mitteln und unter Inkaufnahme
aller denkbaren Verluste, die jeweils eigenen Vorstellungen durchzusetzen
und der Union insgesamt aufzuzwingen.
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- Dass die "Schachzüge"
dabei dennoch bedächtig wirken, dass sogar Gesprächsbereitschaft
signalisiert wird und Nachfristen gewährt werden, ist nicht
Nachgiebigkeit in der Sache, sondern einerseits die Absicherung
der eigenen weißen Weste gegen allfällige Dolchstoßlegenden
und andererseits die Chance, Zeit zu gewinnen und doch noch einen
Ausweg zu finden, bzw. eine europäische Einigung in der
Zuwanderungsfrage zu organisieren.
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- Es mag sein, dass auch diese
Auseinandersetzung in einem Kompromiss endet, mit dem der Schaden
für beide Schwesterparteien begrenzt werden soll. Ein solcher
Kompromiss ist aber nicht das, was schon Monate vorher als Ergebnis
ausgemacht war, sondern das Ergebnis der realen Kräfteverhältnisse,
wie sie im Augenblick bestehen.
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- Die Einsicht, sich verrannt
und eine lose-lose-Situation geschaffen zu haben, mobilisiert
Selbsterhaltungskräfte, die auf einen Kompromiss zulaufen,
wenn nicht einer der Kontrahenten den eigenen Untergang billigend
in Kauf nimmt.
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- Von dieser Einsicht aus bleibt
den Vertretern des abgekarteten Spiels nur noch ein Ausweg, nämlich
die Erweiterung der Verschwörung.
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- Da gibt es doch die wirklichen
Herren der Welt. Gleichgültig, ob es nun die Freimaurer
oder die Bilderberger sind, der vermeintlich mächtigen und
allesbestimmenden Gruppen gibt es fast so viele, wie Sand am
Meer - und, wenn es um die deutsche Flüchtlingspolitik geht,
sind die sich alle so was von einig, dass jedes Aufbegehren zwecklos
ist.
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- Natürlich lassen sie zu,
dass Soros aus Ungarn verjagt wird, dass die Visegrad-Staaten
ihr ganz eigenes Süppchen kochen, dass Kurz in Österreich
und Salvini in Italien gegen ihre Pläne arbeiten - Pläne,
die zumeist auf den ersten Karlspreisträger, Coudenhove-Kalergi,
zurückgeführt werden, der davon träumte, in Europa
eine minder intelligente, braun-weiße Mischrasse zu züchten.
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- Sie lassen das zu, weil ...?
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- Weiß doch jeder. Die Weltregierung.
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- Die Weltregierung wird herbeigeführt,
indem sich Seehofer und Merkel in Deutschland über die Migrationspolitik
streiten. Das führt entweder zum Zerfall oder zur Stärkung
der EU, was im Ergebnis egal ist.
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- Eine starke EU wird mit den
starken USA und dem starken Russland (Putin herrscht ja auch
nur, weil die Hochfinanz ihn an die Macht gebracht hat) und dem
starken China die Weltregierung schaffen können, während
eine in Nationalstaaten zerfallene EU von den USA, Russland und
China leicht dazu bewegt werden kann, sich der Weltregierung
anzuschließen.
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- Pläne, die seit dem frühen
13. Jahrhundert bestehen und Schritt für Schritt mit der
Präzision eines Uhrwerks abgearbeitet werden. Auf dieser
Welt geschieht nichts, was von den geheimen Weltenherrschern
nicht geplant und verabredet ist.
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- Eine im Grunde lächerliche
Erzählung.
-
- Diese im Grunde lächerliche
Erzählung wird auch dadurch nicht seriöser, dass es
durchaus richtig ist, dass in der Politik nichts "zufällig"
geschieht, dass alles geplant und beabsichtigt ist.
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- Dafür haben wir ja Politiker,
die Pläne schmieden und sich überlegen, wie sie am
besten zu realisieren seien.
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- Gäbe es nur "eine
einzige geheime Weltmacht", die alles steuert, wäre
das sinnlos.
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- Weil es aber eine sehr große
Zahl von Machtfaktoren auf dieser Welt gibt, die alle ihre Pläne
schmieden und versuchen, die ihren durchzusetzen und die der
Gegner zu durchkreuzen, ist das Schmieden von Plänen eine
wichtige, ja unumgängliche Arbeit, will man nicht von fremden
Mächten überrumpelt werden.
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- Nichts ist abgekartet. Es gibt
Pläne die aufgehen. Es gibt Pläne die scheitern - und
es gibt Pläne die im Kompromiss enden. Danach gibt es neue
Pläne, die auf ganz andere Ziele ausgerichtet sind.
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- Wo zwei Unternehmen um die Marktführerschaft
kämpfen und das eine versucht, dieses Ziel mit überragender
Qualität zu erreichen, während das andere versucht,
gnadenlos preiswert anzubieten, steht am Ende der Sieg des einen
oder anderen Unternehmens oder das Einknicken bei der Qualität
beim einen und das Anziehen der Preisschraube beim anderen, womit
beide überleben können, bis der nächste Plan geschmiedet
ist.
- Wenn nun beide auf ein unvergleichliches
Design setzen, wird das Produkt zum Spielball der Designer. Es
könnte sein, dass ein drittes Unternehmen mit Produkten
ohne jeden schönen Schein, dafür aber mit hochwertiger
Technik und angemessenen Preisen, den Markt erobert. Und wieder
werden neue Pläne geschmiedet ...
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- Pläne, mit denen es gelingen
soll, die Zukunft nach den eigenen Wünschen so zu gestalten,
dass sie - als Gegenwart angekommen - die richtigen Handlungsoptionen
bietet.
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- Dummerweise hält sich die
Zukunft nicht an die Pläne und Wünsche einer einzigen,
homogenen Gruppe von Weltenherrschern. Das hat zwei Ursachen.
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- Erstens: Es gibt diese homogene
Gruppe nicht, kann sie gar nicht geben, weil es der menschliche
Egoismus, der um so ausgeprägter ist, je mehr Macht ein
Mensch bereits errungen hat, zuverlässig verhindert, und
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- zweitens: die Zukunft entsteht
nicht nur aus Plänen, sondern ebenso aus den Wirkungen von
Handlungen, aus unerwarteten Ereignissen, aus Entdeckungen und
Bewusstseinssprüngen, auf die immer wieder neu, immer wieder
mit angepassten Zielsetzungen reagiert werden muss.
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- Oder sollte die Gründung
der AfD durch Lucke bis zur Übernahme durch Gauland und
Meuthen, Weidel und Höcke, auch zum großen Plan gehören,
der seit Jahrhunderten verfolgt wird?
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- 2 Spieler, 64 Felder, 16 Bauern,
4 Springer, 4 Läufer, vier Türme, zwei Damen und zwei
Könige - das ist das Schachspiel. Wenige Großmeister
beherrschen es, doch keiner kann alle Partien für sich entscheiden.
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- Wie soll es da möglich
sein, die Entwicklung der Menschheit auf der Erde plangemäß
voranzutreiben, wo doch alleine die Zahl der wirklich mächtigen,
gleichzeitig agierenden Spieler mit mindestens 1.000 angenommen
werden muss? Von der Zahl der Felder und den Möglichkeiten
der Spielfiguren, über die Felder zu ziehen, einmal ganz
abgesehen.
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- Merkel mag Unterstützer
haben, ja, sicherlich. Starke Unterstützer, die Druck ausüben
können, auch auf ihre politischen Gegner. Diese Unterstützer
mögen Pläne haben und die Mittel, um sie umzusetzen,
doch eine Gewissheit, dass die Umsetzung auch gelingt und noch
dazu zum gewünschten Endergebnis führt, die gibt es
nicht.
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- Nur weil das so ist, gibt es
überhaupt die Chance, eigene Ideen zu entwickeln, eine Opposition
zu schaffen und andere Pläne ins Werk zu setzen.
-
- Nur weil das so ist, gibt es
die Idee der Demokratie, die den friedlichen, gewaltlosen Machtwechsel
zum Ziel hat.
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- Wäre es anders, würde
der allmächtige Weltkaiser alles bestimmen und jeden Widerstand
mühelos brechen. Alle übrigen Menschen wären nichts
als austauschbares Nutzvieh.
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- Wäre es anders, würde
ich keine einzige Zeile mehr schreiben, ich würde auch das
Denken aufgeben, weil es von vorhherein sinnlos wäre, und
nur noch versuchen, im Rahmen des vom Weltkaiser vorgesehenen
Regelwerkes möglichst viel Angenehmes zu erleben.
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- Kein Soldat zöge in den
Krieg, würde man ihm erklären, der Ausgang der Schlacht
sei abgesprochen, sein Tod unausweichlich geplant, und am Ende
würde man sich darauf einigen, alles so zu belassen, wie
es vorher war. Der Krieg diene nur dazu, die Wähler zu beeindrucken.
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- Kein Pfarrer würde vom
Himmelreich predigen, wüsste er, dass der Kampf um die Seelen
zwischen Gott und Satan abgesprochen wurde, noch bevor die ersten
Menschen geschaffen wurden.
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- Diese Welt ist eine Welt der
Chancen, eine Welt der stetigen Veränderung und eine Welt,
in der ein "ewiger" Kampf um die Vormachtstellung tobt,
der nie endgültig entschieden sein wird, solange mindestens
noch zwei Menschen existieren, die sich auf gleicher Augenhöhe
begegnen.
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- Wer bei jeder Gelegenheit, ohne
den Hauch eines Beweises, die Mär vom abgekarteten Spiel
verbreitet, und jedes Ergebnis so kommentiert, dass es doch von
vorherein ein abgekartetes Spiel gewesen sei, schadet nicht nur
der Demokratie, sondern auch dem Selbstwertgefühl seiner
Mitmenschen, weil er sie nicht nur zu Statisten degradiert, sondern
ihnen auch noch grenzenlose Dummheit und vollkommene Hilflosigkeit
unterstellt.
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- Bertold Brecht wusste:
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- Wer kämpft, kann verlieren.
- Wer nicht kämpft, hat schon
verloren.
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- Der Glaube an abgekartete Spiele
ist die beste Garantie, kampflos unterzugehen.
Natürlich ist unsere Demokratie weit davon
entfernt, perfekt zu sein.
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- Aber auch das ist kein abgekartetes
Spiel, sondern das Ergebnis von Machtkämpfen und Kompromissen.
Der IST-Zustand ist kein Endzustand. Wir können die weitere
Entwicklung beeinflussen.
-
- Ich habe ein Buch über
den Zustand unserer Demokratie geschrieben.
-
- Peter Haisenko hat gerade eine Rezension
dazu veröffentlicht.
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-
- So viel Freiheit, wie möglich,
so viel Sicherheit, wie nötig - nicht umgekehrt!
-
- Florian Stumfall beleuchtet in dem Roman
"Tripoli Charlie" das skrupellose Wirken der Hochfinanz
in Afrika.
- Es wäre naiv, anzunehmen, dass
die gleichen Kräfte nicht auch - mit ähnlichen Zielsetzungen,
aber angepassten Methoden - in Europa wirken.
-
-
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